Archive for the ‘Uncategorized’ Category

1. Bericht: Hamburg bis Cherbourg (17.7.-08.08. 2011)

Samstag, November 26th, 2011

Hamburg Citysporthafen

Am Sonntag, den 17. 7. Um 07.15 Uhr verließen wir den City Sporthafen Hamburg und segelten in trübem Grau, aber mit Südwind die Elbe hinab nach Cuxhaven. Wir sind froh jetzt endlich unterwegs zu sein, nach monatelangen Vorbereitungen (die dennoch nicht abgeschlossen sind) und einem über Wochen verteiltem Abschied nehmen, Party Hagen, Party Hamburg, immer wieder Gäste an Bord, Winken am Steg und zuletzt sogar noch singende Freunde, die uns in Schulau am Willkommenshöft einen Abgesang mit Akkordeon boten). Wir können es selbst noch kaum glauben, haben kein Gefühl für das Fernziel Südamerika und was es bedeutet ein Jahr bzw. voraussichtlich 9 Monate auf der Chiloë zu segeln und zu leben. Alle (gut 50) Stauräume und Backskisten sind voll, z.T. vollgestopft. Was haben wir nicht alles an Bord: Lebensmittel und Getränke (inkl. Bordbar und Weinkeller) für einige Wochen, Seekarten und Handbücher von der Elbe bis zum Rio de la Plata, eine Reparaturwerkstatt und Ersatzteillager, Segel ( 6 Vorsegel), 160 l Trinkwasser und 110 l Diesel, dazu 1 Atelier und 2 Mini-Büros sowie ausgesuchte Kleidung für alle Wetterlagen.
Und das braucht alles seinen Platz auf 10m Länge und 3 m Breite. Und – wir wollen es nicht nur per Zufall wiederfinden. Doch unsere gut geplanten Staupläne – sie müssen noch immer  warten, es gibt wichtigeres und immer wieder Unvorhergesehenes zu erledigen.  

Segeln die Elbe runter  

Segeln auf der Elbe
Am zweiten Tag auf halber Strecke von Cuxhaven nach Helgoland kam Wasser ins Schiff  (geschätzte 10-15 l / Std). Jens sieht es beim Routineblick in die Bilge und nimmt an, es kommt durch einen undichten Borddurchlass am Seeventil für das Motorkühlwasser. Also kehren wir um (ich hänge nebenbei seekrank über der Reling) und schon am zweiten Nachmittag wird Chiloë in der Cuxhavener Boots und Schiffswerft aus dem Wasser gekrant. Dabei wurden die Gurte falsch angesetzt und das Schiff kurzzeitig am Ruder angehoben, wodurch ein weiterer Schaden am Ruder entstand (im unteren Bereich war Laminat aufgeplatzt, GFK-Schaden). Der Borddurchlass war am Dienstag morgen schnell erneuert, aber die Reparatur des Folgeschadens am Ruderblatt dauerte mit Farbaufbau einen ganzen Tag länger, auch wenn die Werft es anstandslos und sauber reparierte. Leider verpassten wir dadurch aber 2 Tage herrlichen N-Wind, mit dem wir gehofft hatten angenehm und schnell nach Holland zu segeln. Am Mittwoch (21.07.) dann von Cuxhaven nach Hooksiel (nördlich von Wilhelmshaven am Jadebusen). Dort ´verstecken´ wir uns das ganze Wochenende vor dem aufkommenden Sturmtief. In der Jade hatten wir bereits mit dem Phänomen ‚Wind (5 Bft) gegen Strom‘ und den dadurch entstehendem Seegang (bis ca. 2-2,5m von achtern) Bekanntschaft gemacht. Dabei hatte bei einer etwas unfreiwilligen Halse der (haltende) Bullenstander einen Relingsfuß ausgerissen – die nächste Reparatur. 

Werft in Cuxhafen

Und schon wieder kam Wasser ins Schiff (oder immer noch?), trotz Werftreparatur. Die Ursache fand Jens diesmal bei einem undichten Schlauch mit Borddurchlass im Heck (dem Ablauf in einer ‚Kiste‘ für die Rettungsinsel). Durch unsere enorme Zuladung war die Wasserlinie 7 cm höher gekommen, was bedeutet, das dieser sonst immer weit über der Wasserlinie gelegene Bordauslass nun bei achterlichen See unter Wasser war. Das neue selbstverschweißende Rescuetape wurde um den Schlauch gewickelt und half prima! Natürlich war dies bei Seegang kopfüber in der Backskiste hängend zu erledigen. 

Das Wochenende in Hooksiel nutzten wir um von unserer endlosen Liste ein paar Positionen abzuarbeiten; vordringlich war: Ordnung schaffen und neu verstauen, damit wir nicht immer wieder alle Dinge von A nach B und zurück nach A räumen. Außerdem war das erste Mal Ausschlafen angesagt, denn unsere Nerven waren ziemlich strapaziert, hatten wir doch seit Wochen kaum einmal mehr als 5 Stunden geschlafen. Der Sonntagsbesuch meiner Familie war uns eine schöne Unterbrechung unseres Arbeitslebens an Bord.

Montagmittags (25.7.) war der Wind soweit abgeflaut, dass wir  mit der Tide (Schiebestrom) raus aus unserem „Loch“ nach Wangerooge kamen. Wir genossen im milden Licht der Abendsonne die interessante Fahrt durchs Wangerooger Priggen-Wattfahrwasser. Abends festgemacht und am nächsten Morgen um 8 Uhr ging es weiter Richtung Borkum.

Priggen-Fahrwasser im Wattenmeer

Endlich ein wunderbares Segeln, bei abflauendem achterlichen Wind kam sogar der Spinnaker zum Einsatz, als der dann nicht mehr stand, musste der Motor ran. Dann aber, nach 3 Stunden stellte dieser seinen Dienst ein. Kein Diesel mehr im Tank? Obwohl der Tank noch fast halbvoll war? Zum Glück gab es gerade passend wieder Wind zum Segeln. Doch leider etwas zu früh, kurz vor der Einfahrt nach Borkum, verließ er uns wieder. Und als uns dann der einsetzende auslaufende Tidenstrom so langsam wieder auf die Nordsee zurückschob, war nichts mehr für uns zu machen. Jens griff zum Hörer und rief über UKW Bremen Rescue um Hilfe an, die uns an die „Alfried Krupp“ der DGzRS verwies. Dieser Seenotrettungskreuzer (lag auf Borkum, nicht in Essen) schickte uns sein Tochterboot mit dem passenden Namen ‚Glückauf‘, das uns dann locker in 2 Std (natürlich mal wieder gegen den Strom) in den Hafen von Borkum schleppte. Es war Mitternacht bis wir dann einen Anleger nahmen.      

Abgeschleppt von der “Glückauf”

Am nächsten Morgen dann die Fehlersuche. Vermutungen zielten auf den im letzten Winter nagelneu eingebauten Dieseltank (Verunreinigung durch Späne oder Dichtungsreste?). Nachdem der einzige Mechaniker der Insel im Urlaub war und der Automechaniker aus der Werkstatt am Hafen Hilfe ablehnte, wurden wir nochmals vom Rettungskreuzer unterstützt. Es kam ein wunderbar ruhiger, freundlicher und hilfsbereiter Maschinist an Bord. Gemeinsam prüften Jens und er alle Leitungen, sie fanden nichts außer Luft und nach dem obligatorischen Entlüften, lief der Motor wieder. Der hatte wohl irgendwo Luft gezogen und so alle Filter leer gesoffen (hoffentlich!?). Damit ging auch dieser Tag und seine Tide dahin.

Meine Güte,10 Tage von Hamburg bis Borkum!!! In dem Tempo brauchen wir ja eineinhalb Jahre bis Buenos Aires. Geht denn das überhaupt nicht mal voran?  

Segeln unter Spinaker

Am nächsten Morgen (28. 7.) legen wir um 06.15 Uhr ab, nachmittags 3 Std Spi und wunderbarer N – NW Wind. Die neue, wasserdichte Videokamera von GoPro kommt auf dem Vordeck zum Einsatz. Die Bugwelle aus nächster Nähe filmen (in der Hand über die Bordkante gehalten), damit beginnt Jens künstlerische Arbeit im Rahmen unseres Projektes trans art lantico.

Endlich läuft´s und so fahren wir gleich die Nacht durch bis Scheveningen (Den Haag), was ca. 150 sm (270km) sind und nach einem ersten Museumsbesuch und einer Nacht Pause,  geht’s weiter nach Oostende. Endlich machen wir mal ein paar Meilen gut. In Oostende liegen wir in der Mercator Marina des Royal North Sea Yacht Club, mitten in der  Innenstadt. Beim Kochen an Bord schaue ich aus dem Pantryfenster, dort rauscht die Straßenbahn vorbei, das Hafenbecken ist von Straßen und Autos umzingelt, blau erleuchtet, der nahgelegene Bahnhof. Wir verbringen ein erholsames Wochenende in der Stadt. Natürlich mit diversen Arbeiten am Schiff. Montag kommt meine Schwester aus Unna mit Familie zu Besuch und bringt noch einige fehlende und zu spät gelieferte Dinge mit. Das beschert uns, bei warmem Sommerwetter sogar einen Nachmittag am Strand mit Schwimmen gehen und Eis essen! 

Dienstag geht’s weiter nach Frankreich. Wegen schlechter Sicht beschließen wir auf der französischen Seite des Kanals zu bleiben. Eine entgegenkommende Fähre macht deutlich: Sichtweite knapp 2 sm bei ihren 20 kn und unseren 6 kn stoppen wir 4,5 Minuten von ’in Sicht kommen’  bis ‚quer ab’. Da fahren wir nicht so gerne über den (vielbefahrenen) Kanal.

Dieppe

Die entgegenlaufende Tide „verschlafen“ wir in Boulogne und mit einem frischen Baguette an Bord fahren wir weiter nach Dieppe. Die geradlinigen Kreidefelsen ‚gegenüber’ von Dover geben ein spektakuläres Panorama ab. Im Hafen von Dieppe beeindruckt uns dann, wie die Schiffe fast bis zu den Mastspitzen im Hafenbecken verschwinden, von dunklen, hohen Mauern umgeben steigen wir dann bei Hochwasser um 9,50m fast wieder bis zum  Straßenniveau auf  – was für ein Tidenhub. Günstiger Südwind, wenn auch mit Regen, schiebt uns am nächsten Tag nach Fécamp, wo wir erstmals endlich einen wunderbaren Sonnenuntergang am Strand und einen Pastis auf einer Hotelterrasse am Meer genießen.   

Mittlerweile haben wir auch gelernt, mit den Tiden zu planen und so geht’s am übernächsten Morgen bereits um 04.35 Uhr aus dem Hafen und mit zwei mitschiebenden Tiden schaffen wir bis 22 Uhr die 90 sm bis Cherbourg. Wind kam allerdings leider erst gegen 17 Uhr auf, so dass wir nach 12 Std. motoren zumindest noch 5 Std. segeln konnten.

Hier in Cherbourg liegen wir jetzt hinter einem historisch und architektonisch beeindruckendem Schutzwall (und 5 Forts) gut geschützt in einem megagroßen Yachthafen (1550 Plätze) und warten (die Zeit nutzend) bei böigem Westwind mit Gewittern auf besseres Wetter. Als nächstes Ziel liebäugeln wir mit den Kanalinseln und freuen uns auf einen erholsamen Wandertag auf Guernsey – hoffentlich.

10. Bericht: Kanaren (2) Teneriffa (1. – 16.11.11)

Mittwoch, November 16th, 2011

 teneriffa-01-kl-dsc05704.jpg

Santa Cruz de Tenerife  – der Hafen gefällt uns nicht besonders und trotzdem liegen wir hier fast eine Woche. Eine große Marina, vom Atlantik durch eine lange unübersehbare Mauer getrennt und geschützt. Draußen kaum Wind, aber 5m Welle. Gut, dass wir noch rechtzeitig herüber gesegelt sind.


Wir verbringen die Hafentage mit allerlei anstehenden Arbeiten, vorrangig mit der Fertigstellung unseres ersten Fotobuches als Geburtstagsgeschenk für Mutter Hacksteins 75ten. Aus mehreren 1000 Bildern eine kleine Auslese zu treffen, das ist die erste Herausforderung. Natürlich gefällt uns das in 3 Minuten fertiggestellte Layout nicht. Als Greenhorn sitze ich dann aber zwei Tage daran, ein individuelles Layout zu realisieren. Und noch länger dauert es, die Fehlermeldungen zu beseitigen und die Bestellung abzuschicken. Der Weg zum nächsten Internet ist lang, doch dank unserer Roller sind´s nur 10 Minuten bis zum 1 Euro Frühstück mit Cafe, Toast und Gratisinternet bei Mc Donalds.

Das Auditorium von Santiago Calatrava sehen wir schon bei der Ansteuerung des Hafens von See. Eine Oper wie in Sydney wollte man für Santa Cruz. Begeistert von der dynamischen Architektur dieses spanischen Stararchitekten rollern wir gleich am ersten Tag hin. Welch glücklicher Zufall – wir sind gerade richtig zum Tanzfestival FAM (Festival de Arte Movemiento) hier! An drei Abenden erleben wir modernen Tanz und ganz nebenbei das spannende Auditorium von Innen und mit all seinen Finessen. Während wir auf eine Tanzperformance im Foyer warten, schwenkt langsam die gesamte Fensterfront nach oben. Musik läuft und wir sehen über den dunklen Vorplatz aufs Meer. Da fährt ein Truck vor und setzt langsam zurück, die Ladefläche vor´s Foyer schiebend. Der Fahrer steigt aus, öffnet den Container und im leeren Innenraum beginnt eine Tänzerin sich zu bewegen. Verdammt gut inszeniert. Wir genießen es, nach langer Zeit und so unerwartet Tanz auf hohem Niveau zu erleben.

Zudem traf die SY Jacqueline, eine Segelyacht aus dem heimatlichen Großenbrode am 2. Tag direkt neben uns ein. Wieder einmal vertraute und nette Nachbarn. Dies ist die letzte Gelegenheit Lutz und Armin vor ihrer Atlantiküberquerrung nochmal zu treffen, denn sie wollen schon in einer Woche los zu den Kap Verden und in die Karibik. Wir verbringen einige gemeinsame Abende im Auditorium und in der Gastromeile  der Stadt mit Blick auf den „Laufsteg“ der schönsten Frauen von Teneriffa .  

 

Uns zieht es weiter, wieder mal in die Natur. Auf der Suche nach einem schönen Ankerplatz segeln wir bei frischem Nordost in den Süden Teneriffas. Nur mit der Genua (Vorsegel) läuft Chiloe 5-6 Kn.  Schön schnell zieht die Küste mit beeindruckendem Panorama an uns vorüber. Gegen Abend schläft der Wind langsam ein und wir starten den Motor. Da hören wir einen Funkruf der Kira. Seit Portugal haben wir sie nicht mehr gesprochen, sie sind auch unterwegs, von Gran Canaria nach Teneriffa. Klasse – wir verabreden uns am angesteuerten Ankerplatz, vor dem Playa Tejita. Gegen 20 Uhr nähern wir uns dem Flughafen Teneriffa-Süd. Die Bucht ist vom gelben Licht der Flughafenscheinwerfer beleuchtet, zur Ostseite ist die Kontur des Moñtana Roja auszumachen, in dessen Schutz wir den Anker fallen lassen. Die Kira folgt uns und trifft nachts um halb zwei ein. Die Jungs paddeln gleich herüber und wir freuen uns bei ein paar Bierchen und Wein über unser Wiedersehen. Es gibt viel zu erzählen und so geht’s erst um vier in die Koje. Am nächsten Morgen zeigt der Blick im Hellen eine etwas bizarre Umgebung: zur einen Seite der Montana Roja mit einem schönen Strand, hinter uns der Horizont (wie wunderbar) und zur anderen Seite der Flughafen, eine lange Zeile von Reihenhäusern sowie undefinierbar lange Mauern, hinter denen sich Treibhäuser verstecken  wie wir später sehen. Dahinter erhebt sich in der Ferne die Vulkanberglandschaft und der Teide (mit über 3700 Metern höchster Berg Spaniens). Morgens sehen wir die langgestreckten Bergkonturen gut, mittags verschwinden sie in den Wolken und später schauen die Gipfel wieder heraus.

 Teide

Gleich nach dem Frühstück fahren wir mit dem Schlauchboot zum Strand und nach knapp 300 Metern Fußweg sind wir bei unserem „Briefkasten“, dem Trans Ocean Stützpunkt Teneriffa Süd, bei dem Post auf uns wartet. Ohne es vorher zu wissen, haben wir direkt vor der Haustür von Michael Pajonk (TO) geankert, wie wir bei unserem Anruf erfahren. Dichter geht’s nicht. Die neue SIM-Karte für Jens deutsches Handy ist da – endlich wieder Kontakt und erreichbar. Und überraschend ein Päckchen von Renate mit Aachener Printen als vorweihnachtlichen Gruß aus der Heimat – lecker!

Wir genießen das Leben in der Natur mit Sonnenauf-und Untergängen, gehen von Bord schwimmen und besteigen den Montaña Roja, um unsere Ankerbucht von oben zu sehen. Während die Jungs von der Kira beim Anlanden mit dem Schlauchboot am Strand gleich beim ersten Mal Pech haben und unfreiwillig baden, klappt es bei uns sehr gut.

Am dritten Tag sind wir zum Einkaufen und Internet im nächsten Dorf, El Médano. Zurück kommen wir erst im Dunkeln, auch wenn der Rückweg bei Tageslicht gedacht war. Das ist jedoch schon um 18.30 Uhr vorbei. Also gehen wir noch einen leckeren Fisch essen und ein Mojito kostet nur 2,50 € (nein, jeder nur einen:-)).

 Ankerbucht Playa Tejita

Um 22 Uhr mit fast Vollmond und Flutlicht vom Flughafen stehen wir am Strand unserer Ankerbucht. Sorgsam beobachten wir die brechenden Wellen am Strand, bevor wir das Schlauchboot ins Wasser setzten: Boot anschieben, ich springe hinein, ran an die Paddel, Jens schiebt an und dann wird´s Dunkel und patsch nass. Eine brechende Welle mit schwarzer Sandlawine hat uns voll erwischt. Das Boot hat sich überschlagen, alles ist raus. Die wichtigsten und empfindlichen Dinge, unsere Mobiles, Fotoapparate und Notebook sind im wasserdichten Rucksack auf Jens Rücken. Im kleinen Rucksack auf meinem Rücken ist Obst und Gemüse unseres Einkaufs. Unsere Schuhe sind am Boot angeseilt, selbst unsere ungesicherten Paddel bekommen wir schnell zu fassen. Aber wo sind unsere Roller? Nach kurzem Suchen entdecke ich sie zwischen den Wellen und kann sie retten. Alles wieder beieinander – Gott sei Dank!

Nun hat´s uns auch mal erwischt, aber das Wasser hat 23 Grad und so frieren wir wenigstens nicht. Wir sind nicht zimperlich und außerdem wollen wir ‚nach Hause‘. Also versuchen wir es gleich noch einmal.

unser Schlauchboot

Wir stehen im nassen Hemd am dunklen Strand und halten erneut Ausschau nach einer passenden Ruhephase zwischen den größeren sich brechenden Wellen. Rein ins Boot und los. Ich sitze wieder an den Rudern, mit dem Rücken zur See, Jens feuert mich an, doch so schnell kriege ich die Ruder nicht richtig zu fassen. Da bricht die nächste, noch gewaltigere Welle über uns herein. Das Schlauchboot macht einen Salto vorwärts und ich darunter. Wasser und Sand schleudern mich auf den Boden, langsam (wie es mir scheint) komme ich wieder an die Oberfläche, doch das Schlauchboot ist über mir. Ich drücke es nach oben, bekomme Luft. Jens versucht das Schlauchboot umzudrehen, endlich gelingt es und ich bin aus meiner Orientierungslosigkeit befreit. Froh, dem Wasser entkommen zu sein, spüle ich  pfundweise Sand aus Unterhose und T-Shirt heraus, bin etwas benommen. Wir sortieren uns, suchen nach unseren Sachen: meinen Rucksack hat´s mir vom Rücken gerissen, Jens kriegt ihn zu fassen, ebenso die Paddel. Wo sind die Roller – diesmal finden wir nur einen. Verdammt, was haben diese Wellen für eine gewaltige Kraft.
Der dritte Versuch gelingt endlich und wir kommen, nun doch schon etwas frierend, endlich zum Schiff. Das nasse und total versandete Gepäck ins Cockpit, raus aus den Klamotten,  trockene Handtücher her und erst mal schwimmen, denn ich bin von Kopf bis Fuß voll schwarzem Sand. Wie schön vom Schiff aus in dem klaren Wasser zu schwimmen. Anschließend freuen wir uns noch über eine kalte Süßwasserdusche aus dem Wassersack auf dem Vordeck. Als wir dann endlich trocken mit nem Schnaps unter Deck sitzen ist es bereits nach Mitternacht. Unser wasserdichter Rucksack hat sich beim ersten Härtetest bestens bewährt. Absolut alles da drinnen ist trocken geblieben!

 

Die Roller sind heiß geliebt und unser wichtigstes, sehr nützliches Fortbewegungsmittel an Land. Der Verlust eines Rollers schmerzt und so machen wir uns früh am nächsten Morgen am Strand auf die Suche, aber leider ergebnislos. Nach einem stärkenden Frühstück rudern wir die 30m rüber zu unseren Nachbarn auf der SY Kira um Schnorchelhilfe anzufragen. Oje!! Unversehens geraten wir in eine feuchtfröhliche Karnevalsfeier – es ist der 11.11.2011, 11Uhr 11 und mit Verkleidung, deutscher Karnevalsmusik, Gesang, Wein und Bier …   

11.11.2011 nach 11.11Uhr

Nachmittags (die Kira ist nun weg und auf dem Weg nach Santa Cruz) fahren wir dann nochmal mit dem Schlauchboot bis an die Brandung heran und suchen seewärts. Jens taucht mit Brille und Schnorchel (wir haben uns die Stelle gemerkt) und nach 10 Minuten sehe ich ihn strahlen: Roller auf 2 Meter Tiefe gefunden!!  Es ist bedeckt und zunehmend ungemütlich, und wir verziehen uns in die nur 2 sm entfernte Marina San Miguel, denn der Wind soll auf West drehen.

Super - Roller gefunden !

 

Am nächsten Tag kommen die salzwassernassen Klamotten erst mal in die Waschmaschine. Im geschäftigen Samstagnachmittag Treiben des Hafens, zerlegt Jens die Roller auf dem Vordeck in ihre Einzelteile, denn da bewegte sich nix mehr. Gemeinsam befreien wir sie von Sand und Salz und frisch gefettet und geölt rennen sie abends wieder wie neu. Glücklich unternehmen wir eine Testfahrt zur Hafenbar mit Internet.

Ganz nebenbei haben wir über die Empfehlung unseres Nachbarn ein Auto gemietet, dass mit 10 Euro pro Tag so günstig ist, dass wir es gleich für drei Tage buchen. Wunderbar, mit einem Auto „vor der Tür“ kehrt eine entspannte Situation ein, wie sie zu Hause ganz alltäglich war.

Gleich am Sonntagmorgen fahren wir nach Santa Cruz, um uns von Armin, Lutz und ihrem neuen Mitsegler Schmiddi zu verabschieden. Die SY Jaqueline (aus Großenbrode) läuft um 11.30 Uhr aus. Sie ist nun das 1. der uns vertrauten Schiffe, das zu den Kap Verden und zur Atlantiküberquerung in die Karibik aufbricht und wir werden sie auf unserer Reise wohl nicht mehr wiedertreffen.

Armin, Schmiddi und Lutz auf der Jaqueline
Wir haben noch einige Vorbereitungen für die große Fahrt vor uns. Schiffsausrüster, neue Kamera-Akkus und Verproviantierung stehen am Montag auf dem Programm und so fahren wir erneut nach Santa Cruz. Während Jens bei der Einfahrt in die Stadt eine riesengroße Ketsch neu im Hafen auffällt, habe ich nur Augen für den daneben liegenden kleineren Dreimaster. Im Vorbeifahren lese ich Heimathafen „Kiel“! Jetzt werde ich ein wenig nervös – sollte das die Thor Heyerdahl sein? Meine Vermutung bestätigt sich – ja sie ist´s! Nach 28 Jahren sehe ich hier auf den Kanaren diesen Großsegler (3-Mast-Toppsegelschoner) wieder auf dem ich 1983 zum ersten Mal über den Atlantik segelte. Kann doch nicht wahr sein!

 Die Thor Heyerdahl in Santa Cruz de Tenerife

Natürlich will auch Jens das Schiff sehen und so fahren wir nach diversen Erledigungen endlich hin. Wir kommen passend zu einem fröhlichen Treiben mit vielen jungen Leuten, Sekt und Partystimmung. Noch ehe ich´s merke stehen wir vor dem Kapitän „na wir haben uns auch schon mal gesehen“ sagt er, ich schaue verdutzt und Jens fragt nach seinem Namen. Detlef – ja, mein damaliger Kapitän und Schiffseigener! Ohne Bart, die Haare drastisch gekürzt und ein wenig gewichtiger – nicht sofort wiederzuerkennen. Meine Freude über das Wiedersehen ist riesig – was für ein Zufall! Wir erzählen und hören, was alles geschehen ist.

Auch wenn das Schiff heute ein kompletter Nachbau ist, beim Rundgang mit Jens erinnere ich gut den Geruch des Maschinenraumes (die Maschine zählt zu dem wenig Originalem, was erhalten ist). Und das stolze Gefühl, dass ich hatte, als ich am 1. Tag der Reise auf dem erhöhten Achterdeck stehend, das 50 Meter lange Schiff durch den Nord-Ostsee-Kanal steuern durfte.

Heute ist die Thor Heyerdahl mit 32 Schülern (10.Klasse) und dem Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ (www.kus-projekt.de) unterwegs . Die jungen Leute an Bord sind 10 Jahre jünger als ich damals war. 6 Monate Schule auf See, harte Bedingungen, denn neben Unterricht auf See gibt’s alle seemännischen Aufgaben zu erlernen und erledigen. Santa Cruz de Tenerife ist erst der dritte Hafen auf ihrer Reise, hier bleiben sie aber auch nur 4 Tage, dann geht’s weiter in die Karibik und nach Panama.

 

Wir sind noch immer mit Vorbereitungen beschäftigt. Wir brauchen noch einen neuen Spibaumbeschlag, Batterien… wenn das erledigt ist, geht´s  rüber nach La Gomera.

9. Bericht: Kanaren (1) La Graciosa-Lanzarote (21. – 31.10.11)

Montag, November 14th, 2011

 Ankerbucht auf La Graciosa, im Hintergrund Lanzarote

La Graciosa, die kleine Unbekannte im Norden der Kanaren, ist für uns ein fantastischer Auftakt mit einer herrlichen Ankerbucht inmitten schönster Natur. Zur einen Seite die Insel Graciosa mit dem Montana Amarillo, zur anderen Seite der wilde bergige Norden Lanzarotes und zudem Wasser und Horizont – ein super Rundum-Panorama! Das Schwimmen im traumhaft klaren türkisfarbenen Wasser mit ungehindertem Blick auf den 7m tiefen Grund macht viel Spaß. Das werden wir so schnell nicht wiederfinden. Darüber sind wir selbst erstaunt, hatten wir uns doch viele solcher Ankermöglichkeiten von den Kanaren erhofft. Der starke Tourismus hat gerade an den Küsten viel verändert und die Natur verdrängt. Wegen des angesagten Tiefdruckgebietes mit Südwest-Wind verlassen wir diesen paradiesischen Platz schneller als uns lieb ist, nach nur zwei Tagen.

Es folgten 10 Tage Lanzarote, eine Woche in Puerto Calero im Südosten. Der Hafen ist ganz das Gegenteil: eine große Marina in der Jens nur mit ganzer Überredungskunst verhindert, dass wir einen Liegeplatz gleich in der ersten Reihe zur Partymeile zugewiesen bekommen. Der dann ergatterte Platz mitten drin im Hafenbecken macht´s nicht wirklich leiser und schöner: zwischen  Flanier- und Gastromeile und Betonhafenmauer zur Seeseite bleibt kaum ein Blick in die Natur und selbst der Himmel ist durch einen Masten-Wald recht versperrt. Was hilft´s, wir brauchen einen Elektriker und ne Waschmaschine. Ne warme Dusche ist auch ganz nett, die letzte gab´s in Portimao vor 11 Tagen. In Essaouira gabs anstatt Sanitäranlagen nur einen Hamam im Ort und unsere Zeit verflog ohne einen Besuch desselben. Der Elektriker kommt am selben Nachmittag und findet schnell heraus, dass wir eine neue Trenndiode brauchen. Zum Glück war es nicht die Lichtmaschine! Zwei Tage  später baut er sie ein. Einklarieren können wir auch in Puerto Calero nicht, das geht nur in Arrecife, der Hauptstadt. Ein Grund mehr ein Auto zu mieten.  Ein Ausflugstag führt uns zur Policia National de Immigration nach Arrecife. Endlich bekommen wir einen Stempel in den Reisepass, könnte beim Einklarieren auf den Cap Verden hilfreich sein.
Ein Kurzbesuch bei Ikea! und kaufen wir die 3. Generation Weingläser, weißen Baumwollstoff, den wir so schlicht nirgends anders fanden (wir wollen eine Tischdecke für besondere Tage) und  rote Kerzen, vielleicht für Weihnachten. Direkt am Hafen gehen wir ins Museum für Zeitgenössische Kunst, eine kleine alte Festung von César Manrique umgebaut und mit einem Cafeteria-Anbau mit Glasfront zum Hafen attraktiv ergänzt. Neugierig und nichts erwartend, treffen wir auf eine kleine, aber durchaus interessante Kunstsammlung, die ganz zu unserem Thema passt: Überwiegend konkrete Kunst, aus Europa und Lateinamerika. Anschließend fahren wir zur Manrique-Stiftung. Fünf Kraterblasen und ein darin wachsender Feigenbaum inspirierten ihn zur Wahl eben dieses Ortes, der ihm, als nutzlos angesehen, auch noch geschenkt wurde. Der Architekt und Allround-Künstler baute sich ein weißes Haus mit 1800qm über und in die Hohlräume der kargen schwarzen Landschaft. Neben der berühmten ortsbezogenen Architektur, überraschte uns vor allem die private Kunstsammlung Manriques. Viel sparsame und sensible abstrakte Malerei und Raumkunst. Jens inspirierte die lichte weiße Architektur erneut zu weiteren Fotos in der Reihe Licht und Architekturdetails. Und schließlich sehen wir uns auch das größte Naturreservat Spaniens an, die beeindruckende Vulkanlandschaft. Nur mit dem Bus zu erleben, aber dennoch ein Erlebnis, welche Landschaft die jüngsten Vulkanausbrüche aus dem 18. Und 19. Jahrhundert dort hinterlassen haben.

Papas Arugadas - lecker!

Nach vier Tagen verlassen wir den Hafen wieder und segeln mit guten 4-5 Bft. aus Nordost in den Süden. Herrlich wieder vor Anker zu liegen. Das super Felsen-Küstenpanorama von Playa Papagayo zur einen und die Weite des Meeres zur anderen Seite. Himmel mit Sonnenauf- und Untergang, das gehört mit zum Leben an Bord und fehlt uns meist, wenn wir im Hafen liegen. Hier können wir unseren Sundowner endlich wieder genießen! Auch der spürbare Schwell kann die Freude nicht trüben, obwohl unsere neu definierte Grenze für ‚viel Schwell‘ mehrfach überschritten wird. Von ´viel Schwell´ sprechen wir (erst), wenn ein Weinglas auf dem Tisch wegen der Schaukelei (vor Anker wohlgemerkt) umkippt.

Bevor wir wieder die nächste Etappe nach Teneriffa segeln, geht’s zum Wasser nehmen, Strom aufladen und Einkaufen nochmal in einen Hafen, in die Marina Rubicon, nur wenige Meilen neben dem Ankerplatz. Ein sympathischer Nachbar, ein Schweizer Dauerlieger machte uns den Aufenthalt mit Empfehlungen und Plaudern beim Wein sehr angenehm. So lässt es sich trotz künstlicher Marinawelt mit Gastromeile und Livemusik (nicht nach unserem Geschmack) ganz gut aushalten.
 

Gran Canaria lassen wir aus – zu viel Rummel um die ARC (Atlantic Ralley for Cruisers), die am 20.11. hier losgeht. Stattdessen segeln wir direkt nach Teneriffa, 130 Seemeilen in 26 Stunden, wobei die letzten Morgenstunden vor Teneriffa fast ohne Wind sind. Dafür geht´s aber mit gut 6 Knoten wunderbar schnell von Lanzarote gen Westen los.

Lanzarote – Teneriffa

Donnerstag, November 10th, 2011

Nach 10 Tagen Lanzarote (Puerto Calero, Playa Papagayo, Marina Rubicon) sind wir derzeit auf Teneriffa. Erst eine Woche Santa Cruz im Norden, jetzt ankern wir im Sueden bei El Medano zwischen dem schoenen Montana Roja und dem Flughafen.
Ausfuehrlicher Bericht ist in Arbeit, dauert noch etwas, weil schwimmen im super klaren Wasser mehr Spass macht als im Internetcafe zu sitzen.

Kanarische Inseln

Samstag, Oktober 22nd, 2011

Gestern Abend auf La Garciosa angekommen. Im Hafen gibts keinen Platz, so sind wir in der Ankerbucht. Felsige Berge, fantastisches Vulkangestein, tuerkisfarbenes Wasser, so haben wir uns das vorgestellt. 
Der Toern von Essaouira aus war gut, endlich ein bestaendiger Nordostpassat mit 3 bis 5 Bft. Super Segelwind. Achterliche Seen, zum Teil sehr kurz und kabbelig machten es etwas anstrengend. Aber herrlich endlich mal 2 Tage und Naechte am Stueck nur zu Segeln. Der Motor lief nur die ersten Meilen vor der Kueste von Marokko, wo uns die entgegen kommenden Fischer noch freudig zum Abschied winkten. Nach 3 Tagen waren wir hafenbekannt. Schoenes Gefuehl.
Mehr demnaechst….   

7. Bericht: Essaouira / Marokko

Mittwoch, Oktober 19th, 2011

einfahrt-essaouira-hinter-zwei-kuttern.JPGessaouira-01.JPGFischkutteroffenes-fischerboot-essaouira.JPG

Chiloé im Hafen von Essaouira (Suchbild)

7. Bericht: Marokko – Portimao bis Essaouira ( 13. bis 18. Oktober)
Leinen los in Portimao am Donnerstag, den 13. Um 11.30 Uhr. Naja, zumindest kein Freitag, der 13.. Also nach fast einem Monat endlich weiter und wieder Seetage! Die Berge der Algarve sehen wir noch gut 30sm weit, immerhin 902m der höchste Gipfel, auf dem wir auch waren. Bei leichtem Südost (3 Bft) segeln wir los, leider nur 6 Stunden, dann ist der Wind eingeschlafen. Die Schaukelei bei dem geringen achterlichen Wind macht mich seekrank. Gut, dass ich Kürbis-Möhrensuppe mit Ingwer vorgekocht habe, darauf habe ich Appetit. Nach einem Schläfchen bin ich zur Wache um Mitternacht wieder fit. Wir motoren seit gut 7 Stunden als ich um 1.30 Uhr die Genua setzte und sie beim Motoren mitziehen lasse, macht zumindest nen halben Knoten und die Chiloë läuft ruhiger; ein Stündchen später soll das Groß dazu. Jens hört´s im Schlaf und kommt mir zur Hilfe, dieses Rollgroß ist verdammt schwer. Erst um 4 Uhr können wir endlich auf den Motor verzichten. Um 7 schläft der Wind ein, erst ab 12 Uhr gibt’s wieder für ein paar Stunden Wind zum Segeln. So geht es 3 Tage und Nächte, leider haben wir eher weniger Wind, wir Motoren zunehmend viel, insgesamt die Hälfte von 78 Stunden, die wir für 357sm von Portugal nach Marokko brauchen.

Nach 3 Tagen und 3 Nächten erreichen wir wie gehofft, vor Sonnenuntergang und sogar schon um 17.30 Uhr Essaouira in Marokko. Die abenteuerlichen Fischkutter vor uns, lassen schon eine andere Welt erkennen. Die beiden Kutter sind im Schleppverband. Eine französische Yacht ist schneller als wir vor der Hafeneinfahrt, es gibt nur Platz für eine Yacht, ist spannend. Die  Franzosen warten hinter den manövrierenden Fischkuttern ab, hängen Fender raus und winken uns vorbei „passé“, ruft er zu uns herüber. So überholen wir und kommen als Erste in den Hafen, wo uns auf dem Seenotrettungsschiff schon einige Arme heranwinken. Wir gehen längsseits, viele Hände helfen beim festmachen; bièrre?! Eine der ersten Fragen. Ich reiche Bierdosen heraus, kaltes Bier meint Jens. Die Marokkaner nehmen´s zufrieden dankend hin und lassen die Dosen verschwinden. Beim nächsten Mal tuts auch ungekühltes, denn natürlich wird dieses Bier irgendwann unöffentlich getrunken. Als der Franzose hereinkommt, wird auch er her gewunken. Schnell ist ein junger Marokkaner ganz selbstverständlich auf unserem Vorschiff, um Leinen der Franzosen anzunehmen, doch da die Madame von nebenan Mühe hat eine passende zu finden, gibt der Marokkaner unsere Vorleine herüber, so geht das hier.
Eine abenteuerlich neue Welt: wir sind mitten im  Fischereihafen! Mit Marina-Yachtleben hat das nichts mehr zu tun. Mitten im bunten Treiben der Fischer, die mit lautstarken Motormanövern an- und ablegen. Die großen Fischkutter liegen auf der gegenüberliegenden Seite des Hafenbeckens, vor Kopf ist das Hafenbecken gestopft voll mit offenen blauen Booten, die wie Nussschalen aussehen, auch wenn sie sicher vier/fünf Meter lang sind. Faszinierende Boote, eine wunderschön geschwungene Form mit einem riesigem, fast 3m hohen, geraden Steven, der die Fischer bei der Arbeit im offenen Boot stehend vor den atlantischen Wellen schützt. Wir fotografieren endlos, morgens vorm Frühstück bis abends vorm zu Bett gehen. Bei Sonne, Nebel und nächtlichem Flutlicht. Der Hafen hat seinen ganz eigenen Geruch und seine Geräusche.  Fischköpfe und Innereien liegen herum, hunderte von Katzen und Möwen leben davon. Geduldig sitzen Katzen neben den Männern, die Fische ausnehmen und zuschneiden, sie können gelassen warten, bis das Mahl zubereitet ist, denn es ist ihnen gewiss und es gibt genug für alle.  Im mittäglichen Nebel entfaltet diese Welt wieder einen ganz anderen Zauber, Männer ihre Karren schiebend, Fischer mit dem Fahrrad zur Arbeit fahrend oder über Netze gebeugt und sie reparierend am Boden sitzend. Es wimmelt von Menschen, neben den Arbeitenden kommen verhüllte Frauen, Männer in Kaftanen, oft in kleinen Gruppen, zu zweit oder dritt im Gespräch. Nachts, wenn wir durch den Hafen nach Hause gehen, genießen wir die Ruhe. Wieder ganz andere Stillleben. Die bunten Farben der zu Bündeln an Land zusammengestellten Fischerfähnchen leuchten im Scheinwerferlicht besonders intensiv….

Kletterpartie

Fortsetzung  Essaouira folgt …  

5. Bericht: Portugal – Porto bis Lissabon ( 08.09.- 14. 09.)

Donnerstag, Oktober 13th, 2011

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Chiloë – trans art lantico

5. Bericht: Portugal – Porto bis Lissabon ( 08.09.- 14. 09.)

In der Marina von Leixoës, unmittelbar neben dem großen Containerhafen, bleiben wir vier Tage. Bootswartung, Büroarbeiten und Vorbereitung für meine Studienreise sind angesagt. In Porto selbst gibt´s keinen Yachthafen, auch wenn der Douro schiffbar ist. Außerdem –sehr starke Strömung und keine Liegeplätze.

Hier treffen wir endlich Lutz und Armin, die mit der SY Jaqueline (Dehler 37) drei Wochen nach uns (am 6. Aug.) im gemeinsamen Heimathafen Großenbrode losgefahren sind und uns jetzt hier eingeholt haben. Über sms und email waren wir die ganze Zeit in Verbindung und konnten so das langsame Aufholen kommen sehen. Schon in La Coruna hatten sie uns nur knapp verpasst. Die beiden sind erfahrene Regattasegler und erheblich schneller unterwegs. Wir trinken erst mal einige Begrüßungsbiere und tauschen unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus…

Mit dem Linienbus fahren wir eine Stunde ins Zentrum von Porto, eine gute Verbindung und das bis Mitternacht. Allerdings geht das Nachtleben in Porto um diese Zeit erst richtig los! Am Samstagabend entdecken wir das Viertel mit dem Nachtleben von Porto, zwei / drei parallele Straßen. Quer über eine Straße ist eine Bühne aufgebaut, der Soundcheck um 21Uhr klingt super. Kurz vor Mitternacht fängt aber leider erst ne Vorband an zu spielen, unser letzter Bus fährt um 0.15 Uhr, bis dahin haben wir vom eigentlichen Konzert noch nichts gehört! Aber trotzdem toll hier, die vielen unterschiedlich eingerichteten Kneipen – super, so was haben wir noch nicht gesehen! Wir steigen in den ersten Stock eines leer stehenden Hauses. Laser und LED geben den Räumen einen coolen Chick. Im nächsten Haus sind es spannende Reliefs als Wandverkleidungen, irgendwo gibt´s Kristallleuchter und modernes Möbeldesign, oder auch einfach Sand auf dem Boden, Sonnenschirm und zwei Tische; total vielfältig.

Porto ist Universitätsstadt und hat eine Altstadt, die seit 1996 Weltkulturerbe ist, aber immer noch vom Verfall bedroht ist. Von der Altstadt aus führt eine 60m hohe, zweistöckige Bogenbrücke über den Douro, unten auf 10m Höhe Autos und Fußgänger, oben auf 60m Höhe die moderne Stadtbahn und Fußgänger. Es ist spektakulär und prickelig tags, aber noch mehr nachts, über diese Brücke Dom Luis I zu gehen. Ich schau noch die goldüberladende Kirche der Franziskaner Bettelmönche und die Kathedrale an. Auf unserer Tour durch die Stadt besichtigen wir die Casa da Musica, ein polygonaler Betonbau („Klangkristall“) von Rem Koolhaas, der hier wie ein Meteorit eingeschlagen ist und ein paar interessante Innenräume hat. Ansonsten beschäftigt uns hier mehr die Architektur von Alvaro Siza, die Thema meiner Reise ist. Wir erkunden die Architekturfakultät in Porto und fahren mit dem Zug nach Aveiro um die dortige Uni mit Bauten von Siza anzuschauen. Zur Reise-vorbereitung zählt außer der Suche nach Architekturstandorten und Details aber auch ein schönes Dinner in Alvaro Siza´s Boa Nova Teehaus am Strand von Matosinhos. Schließlich müssen wir ja mal Probeessen und nebenbei ein Menü für meine Gruppe absprechen.

Am Sonntag nach einem letzten Einkauf geht’s um 17.30 Uhr weiter. Bis Lissabon sind´s 115 sm und die wollen wir zügig absegeln, mal wieder richtig Meilen fressen. Leider bleibt auch jetzt der Nordwind aus. Stattdessen müssen wir ein Hochdruckgebiet durchqueren. Das bedeutet erst mal motoren, gegen einen schwachen Südwind, der dann einschläft, die ganze Nacht durch und den nächsten Tag, 18 Stunden ohne Wind. Dafür aber ne ordentliche Dünung mit Wellen von 2 bis 3 Meter. Und reichlich diesig ist´s. In der Nacht kommt Nebel, dicker Nebel, doch von oben erhellt der Vollmond den Nebel. Unser A.I.S. Radar signalisiert zwar Schiffe, aber Fischerboote benutzen oder besitzen kein Radar und Fischerfähnchen, die hier zu tausenden (zur Markierung der Netze) herumliegen sind davon auch unberührt. Das bedeutet ständig Ausgucken, um die Trefferquote von Fischerfähnchen zu minimieren. Früh morgens, nach Monduntergang ist´s stockfinster, uns Jens, der jetzt Wache hat, reduziert erst mal die Fahrt und lässt mich ein Stündchen länger schlafen. Mittags kommt der ersehnte Wind auf der Südseite des Hochs, wir sind durch und mit 3-4 Bft aus Nordwest können wir dann endlich segeln. Abends machen wir in dem Fischerstädtchen Peniche fest, kochen, essen und schlafen. Morgens (13.09.) geht’s um 8 Uhr weiter nach Cascais, an der Flußmündung des Tejo, knapp 50sm noch. Jetzt segeln wir mit herrlichem Nordwind um die 4 Bft. und einer Dünung von 3 bis 3,5 m. Super, gigantisch diese langen atlantischen Wellen – die geschmeidig unter uns her rollen. Leider fotografisch kaum festzuhalten. Nachmittags brist der Wind auf und wir machen bei 5-6 Bft mit 1 Reff in Groß und in ausgebaumter Genua (G2) 6kn Fahrt! Und das noch bei strahlend blauem Himmel und warmer Sonne, traumhaft dies Segeln !! Ein paar Seemeilen vor Cascais sieht Jens einen schwarzen Punkt am Horizont, der sich ungewöhnlich schnell nähert – eine Regattayacht. Die Abu Dhabi, eine Volvo Ocean 70, rauscht mit unglaublichem Tempo an uns vorbei. Wie wir im Hafen hören, lief sie bei diesem Training bis zu 35kn (das sind fast 70 km/h!). Am 5.11. wird sie zum Volvo Ocean Race (round the world) in Alicante starten. „Wir rechnen dann ca 23. Tage bis Kapstadt“ sagte einer der Crew, den wir beim Check-in trafen. Oh je, da wären wir vielleicht gerade mal bei den Kanaren. Aber wir sind trotzdem mit unserer Chiloë sehr zufrieden, bei den Regattaschiffen zählt jedes Gramm, sie fahren mit minimalstem Wasser, ohne WC….ne ne) Vor der Hafeneinfahrt von Cascais verlangsamen wir unser Tempo, fasziniert vom explosionsartigen Aufprallen der Wellen auf die Hafenmauer. Mit Film und Foto stehen wir an Deck und versuchen die gigantisch spritzenden Seen im Bild festzuhalten. In der Marina Cascais erwarten uns Willem und Elsbeth. Die langjährigen Seglerfreunde von Jens sind mit der Spirit of Aeolus von den Azoren hergekommen und schwärmen uns von den Inseln vor und erzählen von ihren Motorproblemen. Am nächsten Tag zieht´s mich nach Lissabon. Es macht erst Sinn Mittags mit dem Strom den Tejo herauf zufahren, dass will ich mir nicht nehmen lassen. Kurz vor dem Ablegen treffen wir Mittags eine Kollegin von Jens, Regina Frank, die mit portugiesischem Mann und Tochter hier lebt. Statt nur auf ´nen schnellen Kaffee, bleiben wir den Rest des Tages zusammen. Wir nehmen Regina ein Stück flussaufwärts mit bis in den Hafen von Oeiras, sie kommentiert die Küste und gibt mir Tipps zu aktuellen Ausstellungen in Lissabon. Ihr Mann João erwartet uns bereits mit dem Auto am Hafen und wir beeilen uns heute noch ein erstes Museum (CCB) in Belém zu besuchen. Abends laden die Beiden uns zum Rissottoessen nach Hause ein – im Treppenhaus stutze

ich – gleich betrete ich seit 2 Monaten zum 1. Mal wieder in eine Wohnung, wie fühlt sich das wohl an? Keine Entzugserscheinungen ! Bleibe gelassen und wir freuen uns mal für einen Abend Gesprächspartner für Kunst und Kultur zu haben.

Am nächsten Morgen, Donnerstag (15.9.) fahre ich von Oeiras in 15 Minuten mit dem Zug nach Lissabon, während Jens, die passende Strömung abwartet und die Strecke mittags in eineinhalb Stunden fährt. Entspannt ziehe ich durch´s Museum der alten Kunst. Bevor ich nachmittags mit Jens gemeinsam die Ausstellung im Museu do Chiado, einem Museum für zeitgenössische Kunst im Gebäude eines ehemaligen Klosters ansehe. Hier wie später im Centro de Arte Moderna der Fondacion Gulbenkian gilt unser Interesse besonders der Konkreten Kunst. Wieder inspiriert die Architektur Jens zu neuer abstrakter Fotografie. Die Museumsaufsicht guckt argwöhnisch: was macht dieser Mann da? Fotografiert der die Überwachungskameras an der Decke? Ein Fall von Spionage? Das Fotografieren des Raumes wird verboten. Erst als Jens auf die Idee kommt, der Aufsicht die ungegenständlichen Fotos im Display zu zeigen, darf er weiter fotografieren.

Wir durchstreifen noch zwei weitere Tage Stadt, Museen und Expogelände, fahren mit der historischen Straßenbahn und gehen lecker Probeessen in einer völlig untouristischen Gegend. Am Samstagabend ist´s so weit: ich packe zum ersten Mal an Bord meine Reisetasche und bügle bisher ungetragene Kleider. Am Sonntag um 11 Uhr kommt meine Gruppe an und ich werde das Bordleben für 6 Tage mit komfortablen Hotels (in Lissabon und Porto) tauschen.

la-coruna-hafen.JPGMarina La Coruna jens-expo.JPG

4. Bericht: Vilagarcia im Ria Arosa /Spanien bis Porto/ Portugal ( 01.09.- 07. 09.)

Montag, Oktober 10th, 2011

Chiloë – trans art lantico         

4. Bericht: Vilagarcia im Ria Arosa /Spanien bis Porto/ Portugal ( 01.09.- 07. 09.)

 

Ankerbucht Isla Arosa

Die Isla Arosa mitten im Ria Arosa lockt uns mit seinen großen rundgewaschenen Felsen und wir legen zwei Ankertage auf der Insel ein. Schwimmen, Felsen fotografieren und Insel erkunden. Im ganzen Ria schwimmen hunderte von Muschelbänken (hölzerne Flöße von ca. 20x20m).

 

 

Von Ferne glaubt man kaum zwischendurch fahren zu können, doch tagsüber, wenn man die flachen schwarzen Flöße gut sieht und kommt man leicht hindurch und es ist erstaunlich tief dort (zwischen 35 und 50 m). Am zweiten Ankertag schwärmen wir der Rancho Relaxo Crew von unserer kleinen Trauminsel vor und wir freuen uns und winken von den Felsen, als sie am Nachmittag einlaufen. Kurz vor Mitternacht dreht dann allerdings der Wind auf Nord und es wird ziemlich ungemütlich auf Legerwall. Beide Schiffe beschließen nach Caraminal, an der Westseite des Rias zu wechseln. Also Anker auf!

Dabei verhakte sich die Windfahnensteuerung der Rancho in einer gelben Boje. Jens leuchtet mit unserem kräftigen 55 Watt Scheinwerfer damit David sein Schiff von der Boje befreien kann, doch bei uns schmort die Sicherung durch. Die Rancho fährt los, sie kennen den Weg nach Caraminal schon. In der mondlosen Nacht durch ein Feld unbeleuchteter Muschelbänke zu steuern – was bin ich froh hinter der Rancho her fahren zu können. Da steigt Brandgeruch und Qualm von unten durch den Niedergang herauf. Der Kurzschluss hatte Folgen und Jens ist damit beschäftigt einen Kabelbrand zu verhindern, versucht den Brandherd zu finden und ausgefallene Geräte und Licht wieder in Betrieb zu bekommen. Das gelingt auch, aber der Geruch bleibt und nach 2 angespannten Stunden kommen wir wohlbehalten am neuen Ankerplatz an.

 

Bei Tageslicht stellen wir fest: ein Sicherungsautomat ist zusammengeschmolzen und hat die Leitung NICHT unterbrochen. Nur dass Jens sofort den Stecker des Scheinwerfers zog, hat Schlimmeres verhindert. Die Kabel liegen natürlich alle hinter Holzverkleidungen und unter der vollbeladenen Hundekoje.

 

Während wir die malerische Altstadt von Caraminal erkunden, erreicht Jens per sms die Nachricht vom tragischen Tod des wunderbaren Musikers Finn Martin. Er war bei einem artistischen Musikakt, bei dem er saxofonspielend Hauswände herunter geht, beim Stadtfest in Leipzig abgestürzt, unfassbar! Wir gehen spontan in die kleine, uralte Dorfkirche, neben der wir stehen und zünden zwei Kerzen an. Im Zusammenhang mit den Bühnenbildern für das Theater Feuervogel hat Jens mehrfach auch mit Finn Martin zusammengearbeitet. Fassungslos und traurig gehen wir zurück zum Schiff und Jens telefoniert mit Herrmann (Feuervogel) um Näheres zu erfahren. 

Auf den langersehnten Nordwind hoffend, kreuzen wir am Sonntagnachmittag (4.09.) aus dem Ria heraus und dann geht’s mit leichtem Wind vor der felsigen Küste gen Süden. Gegen 21 Uhr kommen wir bei Livemusik in der mondänen Marina von Sanxenxo an. Der Soundcheck klingt gut, aber kurz vor Mitternacht wird uns klar, dass wir den Hafen wechseln müssen. Nach Schnulzen und Kirmes ist uns heute wirklich nicht zumute. Auf dem kurzen Weg zur Marina von Porto Novo (1,5 sm) treffen wir unerwartet auf ein gigantisches Feuerwerk am Strand, fahren ein paar mal auf und ab und haben die besten Plätze auf See. Besser konnten wir die nächtliche Ausfahrt nicht timen.

 

In Porto Novo findet Jens am nächsten Tag hilfsbereite Elektriker der Marina direkt am Steg, die ihn bei der Suche nach einem neuen Sicherungsautomaten unterstützen. Wie befürchtet ist die alte Konstruktion hier nicht zu ersetzten, aber ein praktikabler und sicherer Ersatz wird gefunden. Ich kaufe Obst und kleine Muscheln auf dem Fischmarkt.

 

Dann kann die Fahrt nach eineinhalb Tagen weiter gehen. Auf dem Weg nach Süden gibt’s mal wieder Funkkontakt mit der Kira, Rancho Relaxo und Tamora, mit denen wir im Ria de La Coruna zusammen ankerten. Sie alle sind auf dem Weg zu den unter Naturschutz stehenden Isla de Cies, die Rancho liegt dort schon einige Tage vor Anker und schwärmt vom paradiesischen Leben. Eigentlich wollten wir die Insel auslassen, um schneller voranzukommen, aber spontan entscheiden wir auch dort vor Anker zu gehen. Die bergige grüne Insel ist zum Schwimmen und Wandern super schön, Jens und ich haben sie bereits im vergangenen Jahr lieben gelernt und so freuen wir uns wieder hier zu sein. Zum Sonnenuntergang rudern wir vom Ankerplatz an Land und nutzen das letzte Tageslicht für eine kleine Wanderung auf den zweithöchsten Berg. Gegen 23 Uhr treffen wir dann unsere große fröhliche Segler-Familie in einem idyllischen Gartenlokal überm Strand. Wir leeren noch so viel Weißwein wie möglich, doch da wir längst die letzten Gäste sind, lösen wir die Runde gegen halb eins auf und gehen mit guten Wünschen für die Weiterreise wieder auseinander und rudern zu unseren Booten.   

 

Ein Motorengeräusch weckt Jens morgens um 6 Uhr. Ein Fischer hat neben uns geankert, zu dicht, um ruhig weiter zu schlafen. Nichts wie weg, Anker auf und wir segeln los. 70 sm bis Porto liegen vor uns, wir bedauern den frühen Aufbruch nicht, auch wenn der Wind zum Segeln noch nicht reicht und wir erstmal ein paar Stunden motoren. Mittags dreht der Wind auf Nordost 3-4 und wir segeln mit ausgebaumter Genua die Küste entlang. Abends um 19.30 Uhr erreichen wir bei aufkommenden Wolken und kühlem 5er Wind den Hafen von Leixoës (bei Porto). Leinen fest, wir trinken einen Anleger. Als ich dann beim Kochen aus dem Fenster schaue, können wir die andere Seite des Hafens mit den Ladekränen nicht mehr sehen. Pottendicker Nebel, aber drinnen in unserem „Wintergarten“ (im Cockpitzelt) gibt’s Dinner bei Kerzenschein – total gemütlich, jetzt hier zu Hause zu sitzen. Die Rancho macht nachts um 1.30 Uhr neben uns fest, die Ärmsten mussten durch den dicken Nebel fahren, wie schön, dass wir noch was von der Küste sahen.  

2. Bericht:Guernsey bis La Coruña / Spanien (10. bis 20. August)

Montag, Oktober 10th, 2011

2. Bericht: Guernsey bis La
Coruña / Spanien (10. bis 20. August)

Guernsey (10.-12.08.) ist unser Ziel unter den Kanalinseln. Jetzt, nach vier
Wochen Reise, haben wir erstmals das Bedürfnis zu wandern und uns mehr als gewöhnlich
zu bewegen. Oh je, bei den ersten Steigungen unserer Küstenwanderung, die
gleich am Hafen beginnt, bekomme ich ziemlich bleierne Beine. Aber bald wird es
besser, vor allem, weil das Wetter schlecht ist. Es fängt an zu regnen und wir
landen nach nur 4 km Wandern in einem schönen Café mit Meerblick. Wir
beschließen den Rest der Insel mit dem Bus zu umrunden. Das beschert uns sehr
bequem und trocken einen Überblick, mit einem erfrischenden Aufenthalt an der
flachen Nordküste. Begeistert klettern wir dort über spannende rundgewaschene
Felsen und beruhigt beobachten wir das Meer mit spritziger Gischt und Nebel –
kein einladendes Segelwetter. Am nächsten Morgen geht´s früh um 7 Uhr los.
Auslaufen über die Hafenschwelle ist hier nur mit Hochwasser (2 Std vor bis 2
Std nach HW) möglich, losfahren zu anderen Zeiten ist ausgeschlossen wegen der
Wassertiefe über der Schwelle in der Hafeneinfahrt. Leider.


Von Guernsey segeln wir mit immer noch diesigem Nieselwetter, aber angenehmen
2-4 Windstärken nach Süden zur Bretagne. Die nächsten Häfen Lezardrieux,
Trébeurden und L´Aber wrac ´h (sprich: Laberwrack) liegen alle etwas
landeinwärts in Flussmündungen. Die Ile de Bréhat mit ihren faszinierenden
roten Granitfelsen ist fantastisch und das Segeln durch die fjordähnliche
Landschaft des Trieux ist wunderbar. Vorbei an zahlreichen Jollenseglern und
Surfschulen segeln wir mit 3 / 4 Bft. in der Abendsonne durch die malerische
Flusslandschaft in den kleinen Hafen von Lezardrieux (12.08). Beim Segeln in
dieser Region ist man nicht allein vom rechten Wind abhängig, sondern ebenso
entscheidend ist hier, für Ostseesegler ganz ungewohnt, die Tide. Bei 3 kn
Strom fahren wir mitlaufend 8 kn , während gegen an nur 2 kn über Grund (kn =
Knoten = Seemeilen/Std), also brauchen wir für eine Strecke von 24 Seemeilen
entweder 3 Std oder 12 Std, je nachdem wie die Tide läuft. Da stehen wir gerne
um 6 Uhr auf um mit der Strömung aus der Flussmündung herauszufahren.

So kamen wir trotz Gegenwind und Schietwetter so gut voran, dass wir in
Trébeurden (13.08.) zunächst vorm Hafen an der Warteboje festmachen müssen.
Auch hier gibt es wieder so eine Schwelle und bei Niedrigwasser sieht die Mole
mit dem Hafen aus wie ein großer Pool. Jens nutzt die Wartezeit bis zum
Hochwasser, um hier erstmals von Bord aus zu schwimmen. Doch die Freude des
warmen Wetters währt nicht lange. Gerade als wir mit dem Hochwasser endlich im
Hafen festgemacht haben, beginnt es sehr kräftig zu regnen. Beim Landgang kommt
jetzt zum ersten Mal mein neues Ölzeug zum Einsatz: dem Regen trotzend, fahren
wir mit komplettem Ölzeug auf unseren Rollern bergan zum Supermarkt am
Ortsausgang. Barfuß in Sandalen, aber mit dicken Regenjacken und -hosen
schieben wir unsere Klapproller im Einkaufswagen durch den Supermarkt, werden
beäugt wie Marsmännchen und kaufen herrliche französische Spezialitäten ein.
Bei Spaghetti mit Scampis und leckerem Wein kann man das Wetter prima
ignorieren.

Am nächsten Tag wieder wenig Wind, 3 Std segeln und 8 Std motoren, aber
wenigstens klart es auf und bei abendsonnigem Sonntagswetter laufen wir in den
Hafen von L´Aber wrac ´h  ein. Später
macht die deutsche Yacht Kira aus
Datteln neben uns fest. Neugierig auf die Crew dieser voll beladenen Stahlyacht
vom Typ Reincke, schnacken wir nachts um halb eins mit der heimkehrenden Crew.
Claus und Tim haben fast zur gleichen Zeit in Deutschland ihre Leinen los
gemacht und wollen in vier Jahren um die Welt. Erfreut erstmals
Gesinnungsgenossen zu treffen, verschieben wir daraufhin am nächsten Morgen
unsere Weiterfahrt, um Claus und Tim näher kennenzulernen. Zu Viert mit 5
Laptops verbringen wir einen ersten gemeinsamen Tag auf der Chiloë. Tim und
Jens installieren auf Jens Rechner ein Navigationsprogramm mit den üblichen
Problemen von Treiber und Co. Claus chattet im Cockpit, ich sitze daneben und
rufe Jens unter Deck an, um meine Skype-Installation zu testen. Unser
intensiver Electronik-Kommunikations-Tag endet Abends beim gemeinsamen Grillen
auf dem Steg. Beim Ablegen am nächsten Morgen um 7 Uhr schaut Claus gerade wachgeworden
kurz aus dem Cockpit heraus. Die Kira-Crew startet mit einem neuen Rekord: 3
Minuten zwischen Aufwachen und Ablegen! So segeln wir gemeinsam los nach
Camaret-sur-mer, etwas südlich von Brest. In Camaret, unserem letzten Hafen vor
der Biskaya, machen wir letzte Vorbereitungen für unseren ersten längeren
Segelschlag. In der Hoffnung auf wärmere Zeiten wird die Solarzelle
angeschlossen und frisches Obst, Gemüse und Fisch für die Überfahrt eingekauft.
Das Baden im Meer ist für mich nach Oostende erst das zweite mal
Schwimmen.  Danach steigen wir ganz
fasziniert über und um den Schiffsfriedhof und nehmen uns Zeit für eine
ausgiebige Fotosession.

Eigentlich wären wir gerne noch etwas geblieben, aber die Wetterlage und Vorhersage
ist so günstig für die Biskaya, dass wir gleich am nächsten Abend, dem 17. 08.
um 20 Uhr die Leinen loswerfen und der Abendsonne entgegen segeln. Die Kira
startet gleichzeitig mit uns, so dass wir nicht ganz alleine unterwegs sind.
Auch wenn sie schon bald nicht mehr in Sicht sind, es ist ein anderes Gefühl
und über Funk telefonieren wir alle paar Stunden mal miteinander, bis der
Abstand zu groß geworden ist (über 30 sm). Sie fahren eine westlichere Route
und haben mit erheblichem Schiffsverkehr zu kämpfen. Wir fahren wegen dem
vorhergesagten Ostwind auf direktem Kurs Richtung La Coruña und die Biskaya,
das gefürchtet Meer, zeigt sich von seiner freundlichen Seite.

Wir segeln 3
Tage und 3 Nächte bei ruhigem Wetter und 
2-4 Windstärken. Herrlich – diese Ruhe, nichts anderes zu tun als zu
Segeln und nichts erledigen zu müssen, keine Probleme mit Laptop und
Internetzugang. Wir lesen zum ersten Mal, abwechselnd in unserer Wache im
selben Buch(James Warram: 2 Girls -2 Katamarane). Unser System, Wachwechsel
alle 3 Stunden, klappt gut. Alles ist wunderbar entspannt und wir genießen das
Leben auf dem Meer. In der zweiten Nacht flaut der Wind noch mehr ab und die
Segel fangen an zu schlagen, wenn wir in der Dünung rollen. Schließlich bergen
wir das Groß und schaukeln mit 3 kn durch die Nacht. Am nächsten Mittag,
motiviert durch eine vorbeiziehende andere Yacht, packen wir den Spinnaker aus
und segeln gut 12 Stunden unter dem ‚Ballon’. Dann um Mitternacht zum 20.
August werde ich geweckt –  der Wind hat
aufgebrist und mein Geburtstag beginnt mit dem Bergen des Spinnakers auf dem
Vorschiff, bei Böen von 4-5 Bft wird es Zeit das große Tuch in den Sack zu
bekommen.

Nach dem
Segelbergen gibt’s dann Sekt bei echtem Kerzenschein und imaginären Blumen. Zu
diesem Geburtstag kommen ganz besondere Gäste: Mittags begleitet uns eine
Gruppe Delfine, sie schwimmen ein Weilchen mit und um uns herum. Am
Spätnachmittag als die Küste dann 8 Meilen voraus sichtbar wird, weihen wir
unsere Solardusche auf dem Vordeck ein. Tatsächlich ist das Wasser in dem schwarzen
Plastiksack gut aufgewärmt und nach der Eimerdusche mit Salzwasser ist das
warme Süßwasser besonders angenehm.

 
Abends um 22 Uhr treffen wir in La Coruña ein. Wir haben es geschafft,
spätestens am 20. August in La Coruña zu sein. So gelingt es uns gerade noch
Jouke Lemmers zu treffen, der mit seinem Schiff, der Cherokee von Marokko zurück nach Holland Chartertörns fährt. Auf
seinem Schiff verbrachten wir im vergangenen Jahr unsere ersten gemeinsamen
Segelstunden genau in diesem Revier. Ein fröhliches Wiedersehen und wir sind
besonders interessiert wie das Segeln in Marokko war, planen wir doch diese
etwas weniger befahrene Route zu den Kanaren zu wählen. Um halb Zwölf gehen wir
auseinander. Wir lassen uns entspannt treiben und gehen den Ohren nach bis wir
auf dem großen, umbauten Rathausplatz ankommen. Tatsächlich – es ist super gute
Livemusik, eine Dire-Straits-Coverband. Klasse!! So freuen und tanzen wir auf
dem illuminierten Platz bis Nachts um 1 Uhr. Ein wunderbarer Ausklang meines
Geburtstages und einer guten Überfahrt.


Claus und Tim von der Kira verpassen diesen super Musikevent. Verwundert warten
wir den ganzen nächsten Tag auf ihr Eintreffen, und dann um Mitternacht rufen
sie an,  sie melden sich von See,
brauchen noch 2 Stunden und leiden unter Nikotinentzug. Per Satellitentelefon bestellen
sie bei uns eine Packung Marlboro. Nachts um 2 Uhr (28 Stunden nach unserer
Ankunft) nehmen wir ihre Leinen an und hören bei Zigarettenrauch und Bier von
ihrer Biskayaüberquerung. Im Gegensatz zu uns haben sie selbst bei nur 1,5
Knoten Fahrt ihren Motor nicht angeschmissen. Stattdessen Deckchairs auf dem
Vordeck aufgestellt und lesend, nach alter Seemannsmanier die Langsamkeit des
Reisens ausgehalten. Nun solche Hardliner sind wir dann doch nicht.  

Während der 345 sm Biskaya haben wir 8 Stunden den Motor laufen lassen. Im
Vergleich zu den 115 Motorstunden auf 1300 sm der Gesamtstrecke eine
erträgliche Zeit.



3. Bericht: Spanien – La Coruña bis Vilagarcia im Ria Arosa ( 22.08.- 1. 09.)

Montag, Oktober 10th, 2011

Chiloë – trans art lantico         

3. Bericht: Spanien – La Coruña bis Vilagarcia im Ria Arosa ( 22.08.- 1. 09.)

Unser erster Mitsegel-Besuch kommt. Antonia (meine Nichte und Patenkind) verbringt eine Woche über ihren 18. Geburtstag an Bord. Nach der Biskaya bleiben uns nur ein paar Tage zur Vorbereitung und für immer noch unerledigte Büroarbeiten. Ich habe mit der Planung meiner Kulturreisen zu tun, Jens mit dem Steueramt (Zweitwohnungssteuer) und dem Amtsgericht wegen der Vertretung zur Betreuung seiner Mutter. Wieder nervt die Arbeit am Computer, immer wieder fliegen wir aus dem Netz.

Der Andrang auf die Waschmaschinen und den gratis Trockner ist groß, denn es gibt hier erstmals überwiegend Langzeitsegler und das Wetter ist sehr gemischt und feucht. Wir waschen nach Mitternacht, dann ist die Maschine frei! Allein an unserem Steg liegen Segler aus 8 verschiedenen Nationen. Hier sind wir keine Exoten mehr, die ein ganzes Jahr mit dem Schiff unterwegs sind. Im Gegenteil – wir haben nur ein Jahr Zeit und sind damit unter den Weltumseglern die bedauernswerte Ausnahme.

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