Sonntag, 22. Januar, 15:12 Uhr. Vier Tage wenig Wind, kräftige Schauer, chaotischer Seegang. Am 21.1. 21 Uhr segelten wir über den Äquator. Party mit Neptun, Sekt und frisch gebackenem Äquatorbrot. Seither ist alles anders: frischer SE-Passat, Rauschefahrt auf AmWindKurs, die Sonne geht linksrum und wir sind über Nacht in den Sommer gefahren. Schwitzen jetzt bei 30°. Noch 200 sm bis Fernando de Noronha.
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Über die Linie – Äquator überquert
Montag, Januar 23rd, 2012Grüße vom offenen Meer
Montag, Januar 16th, 2012Sonntag, 15. Januar, 12:31, kleine Zwischenmeldung vom Atlantik: 5 Tage super schönes Segeln. 1/3 der Strecke und noch 500sm bis zum Äquator, 996sm bis Cabedelo. (Position:08.10′ N, 028. W) Der 3-Std-Wach-Schlaf-Rhythmus ist gut eingespielt. Wir genießen es auf See zu sein. Heute macht Jens Himbeersahnetorte.(Anmerk. der „Redaktion“/Yara pflegt die News in den Blog ein: Auch am 16.1. ist das Wetter schön und das Segeln entspannt)
Stürmische Fahrt bringt uns unerwartet zur Insel Brava
Montag, Januar 9th, 2012Aufgrund des Wetters hatten wir unsere Abfahrt nochmals um einen Tag verschoben. So hatten wir ruhige See und angenehme Welle. da waren sich 6 Segelcrews einig. Wir alle haben Kurs Brasilien. Also fahren wir am Donnerstagnachmittag los, wunderbares Wetter, ruhige See. Ich werde endlich mal wieder am 1. Tag nicht seekrank. 4-5 Bft. gegen morgen hat der Wind soweit nachgelassen, das Jens den Motor bei nur noch 1,5 kn Fahrt anmacht. In einer Wache, zwei Stunden später kann ich die Genua wieder setzten und wir fahren dann den weiteren Tag mit rauschender Fahrt mit zunehmendem Wind. Am Nachmittag sind es dann 6-7 Bft, in Boen haben wir 8 Bft. bei blauem Himmel und Sonnenschein gar nicht so dramatisch. die Welle wird im Laufe der Zeit auch etwas mehr. Da müssen wir Alma, unserer Windfahnensteuerung dann doch mal helfen, besonders bei den höheren Wellen. Es kommen einige brechende Wellen über unser Deck, durch unsere Lüftungen kommt auch etwas Wasser nach Innen. Die Ölhose hält auch nicht dauerhaft trocken, darunter wirds leicht feucht. Zum Glück sind die Außentemperaturen über 20 Grad, und somit ist die Feuchtigkeit auch erträglich.
Jens hatte schon Nachts den Kurs um ein paar Grad auf SSE geändert, sodass wir nun ohne Umwege entscheiden bei der nächsten und letzten Insel „Brava“ Halt zu machen.
So kommen wir ganz unverhofft dann doch noch auf eine der südlichen kapverdischen Insel. Und welch ein Gewinn. Wir liegen in einer geschützen Bucht im Nordwesten der Insel, 20 Häuser und ein spektakuläres Panorama. Wir bekommen Langusten vom Taucher ans Schiff geliefert, und so gelingt uns sogar noch einmal diese Delikatesse zu essen. Die Insel ist grün und die Felsen spannend. Wir schwimmen in Meerwasser-Schwimmbad, traumhaft schön.
Ein Ausflug über die Insel, mit Internetzugang auf dem zentralen Platz macht nochmals Freude und gibt uns Gelegenheit diese Zeilen zu schreiben.
Morgen gehts dann weiter – endlich auf nach Brasilien.
Weihnachten und Silvester in Mindelo
Donnerstag, Januar 5th, 2012der Bericht folgt bestimmt, aber jetzt wollen wir endlich über den Atlantik, die Wetterprognose ist gut. Und ab Mindelo fahren heute noch 4 andere Yachten nach Brasilien, u.a. auch die SY Agor, mit der wir schon auf der Seereise zu den Kap Verden in regelmäßigem Funkkontakt standen. Also demnächst mehr vom Meer….
13. Bericht: Kap Verden Sal (12.- 18.12.2011)
Donnerstag, Januar 5th, 2012
Der Fischerort Palmeira liegt im Norden der Insel Sal, der nördlichsten Insel der Kap Verden. Wir hatten uns wegen des angekündigten Starkwindes mit ungemütlich hohem Seegang für Sal entschieden. Wir kommen noch im Hellen an in der großen Hafen-Bucht, in der bereits rund zwanzig andere Segelschiffe ankern. Kaum liegen wir vor Anker, haben wir schon den ersten Besuch. Ein junger Deutscher von der Yacht aus Hamburg, die vor uns liegt, rudert auf dem Weg nach Hause bei uns vorbei. Nach 10 Minuten lernen wir seine Freundin kennen, sie leben auf zwei Booten und haben ein einjähriges Kind zusammen. Er fährt auf seinem 26 Fuß Boot allein und sie, eine attraktive selbstbewusste Belgierin, lebt mit Kind und Hund sowie den gesamten Lebensmittel- und Wasservorräten der Familie auf ihrem eigenen nur unwesentlich größeren Boot. Ein recht ungewöhnliches Lebensmodell.
Nach Einbruch der Dunkelheit essen wir noch ´ne Suppe und um halb Zehn fallen wir bereits ziemlich müde in unsere Koje, nach 6 Nächten im 3 Stunden-Takt kein Wunder. Erst mal ausschlafen und das gleichzeitig! Am nächsten Morgen kommen Ton und Jerry von der SY Argo zu uns an Bord und da lernen wir die Beiden erst persönlich kennen. So bekommt die freundliche Stimme von Ton, die uns während der Seereise über Funk begleitet hat ein Gesicht.
Danach gibt´s erst mal einige Dinge zu erledigen. Wir müssen einklarieren und mit den Pässen zur Immigration; Europa haben wir jetzt endgültig verlassen. Außerdem brauchen wir Geld, kapverdische Escudos. Jens macht das Beiboot klar: auspacken, aufpumpen und zu Wasser lassen, Außenborder dranhängen, einmal ziehen, läuft (seit Lissabon ganz prima).
In diesem Fischerort gibts keine Bank. Geld wechselt man gebührenfrei und unkompliziert im Baumarkt. Der Besitzer braucht Devisen, um die importierten Waren zu bezahlen. Für beide Seiten kein schlechtes Geschäft, wir sparen immerhin 6 Euro Gebühren, die jedes Geldabheben kostet. (Um dem zu entgehen, hatten wir übrigens ein Reisekonto bei der Postbank eingerichtet, in der Annahme weltweit bei Postämtern gebührenfrei Geld abheben zu können. Das war leider ein Irrtum.)
Der Ort ist überschaubar, so finden wir das Polizeibüro leicht in einer der namenlosen Staubstraßen. Im fast kahlen Büro sitzt ein uniformierter Polizist vor seinem Schreibtisch und schaut Fußball auf Sport TV. Bedeutungsvoll schließt er den stählernen Aktenschrank auf und holt Stempel und Formulare hervor, die wir ausfüllen. Wir zahlen 10 Euro für 2 Personen und bekommen eine Quittung. Das da nur 5 Euro quittiert werden, geht uns erst auf, als Ton uns später berichtet, er habe nur 5 Euro gegeben und das sei in Ordnung gewesen. Nun, da gab´s also ein Trinkgeld. Euros sind eine Schattenwährung in dem seit 1975 von Portugal unabhängigen Land.
Palmeira ist keine Schönheit, ein wachsender Fischerort. Die vielen unverputzten Häuser aus Betonstein wirken unfertig, tatsächlich sind sie aber bewohnt. Die kleinen Tante Emma-läden, das Internetcafe oder die zwei drei Kneipen, sehen wir erst mit der Zeit. Rund 20 Segelboote ankern neben einigen Fischkuttern in der großen, vor dem atlantischen Schwell geschützten Bucht. Auf einem Baggerschiff wird 7 Tage die Woche von früh bis spät gearbeitet. Hinter dem verwilderten Strand türmen sich Öltanks von Shell. Von dort aus wird gerade eine Pipeline nach draußen gebaut, sodass zukünftig auch größere Tankschiffe auf Reede liegen und von dort aus Treibstoff für den internationalen Flughafen liefern können.
Ich hatte mir die Kap Verden etwas anders vorgestellt. Doch wir können nicht weiter, ist´s draußen doch immer noch ungemütlich mit viel Wind und Welle. Eigentlich wollen wir so schnell wie möglich nach Mindelo auf Sao Vicente, um die SY Rancho Relaxo nochmal zu sehen, bevor sich unsere Wege endgültig trennen und sie über den Atlantik in die Karibik lossegeln. Und jetzt liegen wir hier vor dieser Wüsteninsel und der Himmel ist meist dunstverhangen grau, unser Schiff und alle Leinen färben sich langsam aber deutlich rostrot, der staubige Wind bläst Tag und Nacht.
Von der Wüsteninsel Sal sehen wir bei halbwegs guter Sicht ein paar vulkanische Berge, wenige Bäume und einen verwilderten Sandstand. Das trübe Wasser lädt nicht zum Baden ein. Wir internationalen Ankerlieger kennen uns bald und bilden eine Art Vorort. Am dritten Tag begrüßt Jens einen auf uns zukommenden Katamaran mit dem lockeren Spruch Na wollt ihr längsseits kommen? Die deutsche SY Rufus II ankert dann mit mehr Abstand als gedacht neben uns und Marion und Harald sind uns in kürzester Zeit sehr liebe Nachbarn. Schon am nächsten Tag erkunden wir gemeinsam mit ihnen und Ton und Jerry von der SY Argo die Insel.
Mit einem Aluguer (Sammeltaxi) fahren wir in den Süden nach Santa Maria und auf Marions Wunsch zu den Salinen. Bei blauem Himmel und Sonnenschein genießen wir den Sandstrand in Santa Maria und stürzen uns in die Wellen.
Anschließend bummeln wir durch den Ort und finden zum Mittagessen ein Restaurant, wo offensichtlich alle Taxifahrer des Ortes essen. Das muss ja gut sein und vor allem völlig untouristisch, jedenfalls ist die einheimische Küche günstig, 3,50 für den Mittagstisch. Bohnen Reis und gemischtes Fleisch mit viel Leber war dann allerdings doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Nachmittags fahren wir in den Osten zu den Salinen. Eine Geisterstadt, die Saline wurde nach starker Verringerung des Salzexportes ind den 70er Jahren 1984 aufgegeben. In einem großen Krater des Vulkans Pedra de Lume liegen die Becken der heute nur noch minimalen Salzgewinnung, das Meerwasser stieg mit der Tide von unten in den Krater (sehr praktisch). In den 20er Jahren wurde eine 1100m Seilbahn zum Transport ans Meer gebaut. Die Holzkonstruktion beeindruckt uns.
Jens und ich nehmen ein Solebad und staunen nicht schlecht wie uns das konzentrierte Salzwasser trägt.
Zum Sonnenuntergang entwickelt sich ein fantastisches Landschaftspanorama im schönsten Licht. Zurück in unserem Fischerort sehen wir Palmeira mit anderen Augen. Kein Traumstrand und kein Bilderbuch-Ort, doch ein Flecken authentischer kapverdischer Lebenswirklichkeit, jenseits des Tourismus. Wo findet man das?
Am nächsten Tag zahlreiche Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt. U.A. Installation einer neuen Verstärkerantenne Pico-Station, mit der wir deutlich verbesserten Internetempfang haben. Jens uns Harald sitzen dazu Stunden am PC, während Marion und ich aus unserem Leben erzählen. Abends gemeinsam zum Dorfgrillen, Neu Eröffnung einer Kneipe, bei der es stiller als gewöhnlich zugeht, da Cesaria Evora vor wenigen Stunden gestorben ist. Seit langem schätzen Jens und ich diese kapverdische Sängerin, die mit ihrer Musik eine Botschafterin und Symbolfigur der Kap Verden in der Welt war.
Am Hafen gibt es ein öffentliches Badehaus und am Sonntag wollen wir Duschen. Schon auf den Kanaren hatten wir aufgehört uns über kalte Duschen zu grämen. Hier auf den Kap Verden ist Wasser ein äußerst kostbares Gut. Es wird ausschließlich in Meerwasserentsalzungsanlagen gewonnen. Hier stellt wir uns nicht die Frage kalt oder warm, sondern Wasser oder nicht, denn kalt ist es allerorten. Dennoch ist das Badehaus ein Erlebnis. Für Damen und Herren getrennt gibts jeweils zwei Toiletten und daneben ohne Türen zwei Duschen. Die verantwortliche Reinemachfrau gibt Jens und mir ein Zeichen, dass wir (ein Paar) bei den Damen duschen können. Nach kurzem Warten sind sie frei. Jens stellt eine an die Wand gelehnte Tür vor den Durchgang und wir verschwinden in den beiden nebeneinander liegenden gekachelten Duschräumchen. Das kalte Wasser hat einen satten Strahl, das ist das wichtigste, auf alles weitere können wir getrost verzichten.
Frisch geduscht machen wir uns dann auf den Weg, zur nächsten Insel nach Sao Vicente. Der Wind und vor allem die Wellen haben sich auf ein erträgliches Maß reduziert, so dass wir mit 4-5 Windstärken segeln können. Mindelo, die Hauptstadt der Insel, ist unser Ziel, hier gibt´s die einzige Marina der kapverdischen Inseln, d.h. vor allem einen Hafen mit Landstrom. Und außerdem warten dort Post und Päckchen mit einer neuen Reffleine von Liros und andere Weihnachtspäckchen mit selbstgebackenen Plätzchen auf uns!
Silvester
Samstag, Dezember 31st, 2011Allen unseren Freundinnen und Freunden wünschen wir ein erfülltes und glückliches Jahr 2012 !
Wir schicken euch warme und windige Grüße aus Mindelo / Sao Vicente von unserem geschützen Ankerplatz im Hafen. Gleich werden wir bei Kap Verdischer Livemusik auf den Straßen Mindelos ins neue Jahr tanzen .
Voraussichtlich werden wir am 4. Januar den Anker lichten und über den Atlantik nach Brasilien lossegeln. Doch der neueste Bericht von den Kap Verden kommt noch vorher online.
Liebe Grüße
Ariane und Jens
P.S. Gerne wüssten wir mal, wer eigentlichen unseren blog liest? Über Rückmeldungen freuen wir uns, per Kommentar oder per Email (info@ jj-meyer.de oder hackstein@ah-kunstundreisen.de)
Noch immer Cabo Verde…
Dienstag, Dezember 27th, 2011Heute nur eine Kurzmeldung: wir sind in Mindelo ( Porto Grande) auf der Insel Sao Vicente, noch immer auf den Kap Verden.
Heiligabend gibts hier nicht, aber einen super Strand. Den Weihnachtsmann haben wir dennoch auch hier gesehen, der Weihnachtsfeiertag wird hier recht fröhlich und öffentlich gefeiert. Mehr dazu demnächst in unserem nächsten Bericht.
Wir wünschen allen Lesern einen entspannten Jahresausklang!
12. Bericht: Über den Atlantik zu den Kap Verden (6.-12.12.2011)
Samstag, Dezember 17th, 2011 Am 6. Dezember denken wir nicht an Nikolaus. Wir verabschieden uns auf La Gomera im Hafen von San Sebastian von Silke und Dieter, die mit ihrer SY Tamora ein paar Tage später zu den Kap Verden aufbrechen wollen. Außerdem gibt es noch neue Bekanntschaften. Wir lernten zwei Yachten unter holländischer Flagge kennen, die gleichzeitig zu den Kap Verden wollen. Jens nimmt Kontakt auf. Während die Abfahrt der SY Pinta wegen allerlei Kleinigkeiten dann doch noch ungewiss ist, verlässt die SY Argo eine Stunde vor uns den Hafen. Jens verabredet mit Ton von der SY Argo in Funkkontakt zu bleiben. Wir sind gespannt, wie lange das funktioniert.
Am Vortag hatten wir noch Besuch von Sabine und Thomas aus Hagen, die uns Päckchen aus der Heimat überbracht haben. Wir trafen uns am Kai, um die 17 Ruderboote der härtesten Ruderregatta der Welt, von Gomera über den Atlantik nach Barbados, mit zu verabschieden, dann ging´s zu uns an Bord. Da erlebten unsere Gäste die Chiloë noch voll in den Vorbereitungen: Kontrolle der Windpilot Selbststeueranlage, Wassertanks auffüllen, Motorcheck (Öl, Keilriemen etc.), Frikadellen braten, Soleier einlegen, letzte Obst und Gemüseeinkäufe verstauen. Sie wurden dann auch gleich zur Mitarbeit herangezogen.
Dienstag (6.12.) um 12 Uhr sind wir fertig und legen ab. Zunächst motoren wir, da der Wind nicht wie angesagt aus Ost, sondern aus Süd kommt, aber zum Glück sind das nur lokale Wettereinflüsse (Thermik) die nach drei Stunden aufhören. Wir stellen den Motor ab und segeln mit gerefftem Großsegel und der Genua (Vorsegel) bei 4-5 Beaufort aus Südost, zur Abwechslung mal Am Wind, auf 210° gen Süden. Die See ist chaotisch hinter den Inseln und nicht sehr angenehm.
Über Funk hören wir die SY Argo mit einem Ruderboot sprechen. Oh diese kleinen, im Ozean schwer erkennbaren Boote sind doch noch nicht so weit wie wir dachten. Um 18 Uhr haben wir auch Eines auf unserem AIS Radar nur 2 sm entfernt. Vom elektronischen Radarempfänger gewarnt, suchen wir in entsprechender südwestlicher Richtung nach dem Ruderboot und entdecken es schließlich, nur noch ca. 500 m entfernt, zwischen den drei Meter hohen Wellen. Es ist die Go Commando (GBR), ein Einer-Ruderboot (zwei Mann Besatzung, einer rudert während der andere schläft). Wir sprechen sie über Funk an und Jens fragt, ob wir etwas für sie tun können. Yes, could you please set this boat on land. Die Männer sind seekrank, in der ersten Nacht hatten sie den Treibanker ausgebracht, um zu Schlafen und sich ein bisschen Erholung von der endlosen Schaukelei zu gönnen. Wir gehen bis auf 20 Meter ran und drehen bei, um kurz mit ihnen sprechen zu können. Der zweite Mann steckt seinen Kopf aus der Minikajüte, um uns zu winken. 30 Stunden sind sie unterwegs, bisher haben sie gerademal 30 sm geschafft von 2550! Bei zunehmendem Wind segeln wir weiter in unsere erste Nacht, ich denke immer wieder an diese Begegnung unvorstellbar, 2 Monate nur Rudern und Schlafen. Auch für uns ist die See etwas rauh und mir nicht sehr bekömmlich, Tabletten und Schlaf helfen.
Mit 5-6 Windstärken segeln wir den ganzen zweiten Tag mit rauschender Fahrt voran. Das dauerhafte Rollen bei 3-4 Meter hohen Wellen lässt alle Aktivitäten zur akrobatischen Übung werden. Besondere Herausforderung ist das Kochen, das Jens glücklicherweise übernimmt. Von 18 bis 9 Uhr gehen wir unsere Wachen, abwechselnd im 3 Stunden-Takt. Wir haben einen seefesten Schlafplatz mit Leesegel (Leebrett in diesem Fall) im Salon eingerichtet (rausfallen nicht möglich!).
Am dritten Tag lässt der Wind etwas nach und es kehrt Ruhe und Alltag ein. Wir frühstücken gemütlich am Cockpittisch mit frisch gepresstem Orangensaft und Solei. Es kommt mir vor als säßen wir in der Kulisse eines Filmstudios und das Meer wäre ein Playbackfilm im Hintergrund. Doch Spülen und Hausputz sind sehr real. Der Funkkontakt mit der SY Argo funktioniert, zweimal täglich tauschen wir uns über unsere Positionen, die Wetterlage und unser Befinden aus (Ton ist in der ersten Nacht gestürzt und hat sich eine Rippe geprellt). Am 4. Tag meldet sich auf unseren Funkruf zur SY Argo die SY Kira – unglaublich, sie sind doch längst auf den Kap Verden (jetzt gerade unterwegs von Sal nach Mindelo) wir hören sie dank einer Überreichweite aus 400 sm Entfernung über UKW-Funk klar und deutlich! Wir tauschen unsere Positionen aus, und bekommen auch von ihnen einen Wetterbericht frisch aus dem Internet (per Relay zur SY Rancho Relaxo, die noch in Palmeira ist). Der interessiert uns besonders, da Starkwind auf uns zukommt.
5. Tag auf See. Aus dem Logbuch (Jens): 04.45 Uhr es brist auf. Zum ersten Mal läuft Chiloë aus dem Ruder, der elektrische Autopilot schafft das nicht mehr. Ich rolle ein Reff in die Genua, das Groß hat das erste Reff schon seit dem Abend drin, und so läuft es wieder prima. Die Windfahnensteuerung ist für diesen Kurs und Wind besser geeignet, also wechsle ich. Mit rauschender Fahrt, wie ein D-Zug durch die mondhelle Nacht pflügen wir durchs Meer. Schmetterlingsegeln mit ausgebaumter Genua, Wind und Wellen von achtern – so macht Segeln Spaß! Aber der Luftdruck fällt beständig, der Wind nimmt zu, wieviel noch? Aufgrund des angesagten Starkwindes mit hohem Seegang haben wir den Kurs geändert auf Sal. Das liegt 120 sm weiter östlich (da ist weniger Wind und Welle angesagt) und 45 sm näher. Vielleicht können wir Montag noch im Hellen dort sein und so eine unangenehme Nachtfahrt sparen.
Schade, wenn wir unsere Freunde von der SY Rancho Relaxo und der SY Kira dadurch möglicherweise in Mindelo auf Sao Vicente nicht mehr sehen, doch gute seemannschaftliche Gründe sprechen dagegen. Auch die SY Argo hat ihren Kurs dahingehend geändert.
Dann die letzte Nacht auf See, der Wind hat stark nachgelassen und wir schieben mit dem Motor mit (Motorsegeln platt vor dem Laken). Inklusive 0,5 kn Schiebestrom ergibt das 6 kn über Grund und das brauchen wir, wenn wir im Hellen auf Sal ankommen wollen. Tagsüber dann endlich perfektes Passatsegeln: Wind 4-5 Bft schräg von achtern (Backstagsbrise), runde Wellenbuckel bis ca. 3 m und dann kommt auch noch die Sonne raus! Die ersten fliegenden Fische fliegen vorbei und zwei landen auch auf dem Vordeck (die reichen aber noch nicht für die Pfanne). Wenn es so bliebe könnten wir einfach immer weitersegeln J.
Es ist sehr diesig geworden, gelber Staub aus der Sahara kommt mit dem Wind und setzt sich überall auf dem Schiff (in Luv) ab. Vor allem an den Leinen kann man das sehen (Schoten, Fallen, Bullenstander), die an nur einer Seite braun werden. Lange suchen wir schon mit den Augen den Horizont ab, bis schließlich, erst 4 sm vor der Küste, Land in Sicht kommt. Sehr angenehm und entspannt heutzutage mit GPS und elektronischen Seekarten genau zu wissen wo man ist (ja, Papierkarte liegt auch auf dem Tisch, mit Kreuzchen alle 6 Std). Wir haben es geschafft! Um 17 Uhr fällt der Anker im Hafen von Palmeira nach 6 Tagen und 5 Std auf See, mit 760 sm unsere bisher längste Strecke. Die SY Argo ist 8 Stunden vor uns eingetroffen. Sie ist ein viel größeres Schiff (Wauquiez 45, 14 m lang) und dafür haben wir sehr gut mitgehalten. Die Funkverbindungen haben gut geklappt, teilweise über mehr als 40 sm. Es ist doch ein gutes Gefühl, wenn man noch ein anderes Schiff in der Nähe und in einer ähnlichen Situation weiß.
Trotz alledem, so ein Törn ist ganz schön anstrengend und wir fallen erstmal für 12 Std in die Koje. Die Kap Verden werden wir dann ab Morgen entdecken.
11. Bericht: Kanaren (3) La Gomera (21.11.-5. 12. 2011)
Dienstag, Dezember 6th, 2011La Gomera ist unser letztes Ziel auf den Kanaren. Nach zwei Wochen Lanzarote und weiteren zwei Wochen im sonnig-wüsten Süden von Teneriffa, genießen wir das Grün auf dieser Insel. Gleich am zweiten Tag treffen wir Thomas, einen langjährigen Bekannten von Jens, der seit 30 Jahren auf der Insel lebt und als Fotograf die Insel bestens kennt. Kurzentschlossen lassen wir uns von ihm mit an die Westküste der Insel, nach Valle Gran Rey, nehmen. Dieser Ort ist seit den 70er Jahren ein Ziel für Freaks und andere Touristen, man hört dort mehr Deutsch als Spanisch. Wir verbringen einen Tag und eine Nacht dort. Für Jens ist es nach vier Monaten die erste Nacht außerhalb von Chiloë. Das schöne Wellness-Apartmenthaus von Thomas und Romana ist ausgebucht und die privaten Gästezimmer sind von der Familie belegt. November ist Hochsaison hier. Als naturverbunden Reisende macht uns Thomas ein ganz exklusives Übernachtungsangebot: wir können im Bali-Haus auf der Finca übernachten. Auf dem Dach des Kleinbusses holen wir zwei Matratzen aus seinem Haus und dann gehts zur Finca. Ach ja eine Finca ist nur ein Grundstück, kein Haus und ein Bali Haus ist ein offener Pavillon ohne Wände. Außerdem ist da gerade Baustelle mit Hochbetrieb. WC und Waschbecken sind soeben angeschlossen, Licht gibts noch keines, Natursteine werden verlegt. Ein Idyll – wenn´s fertig ist, durchaus absehbar. Jens schaut mich fragend an ja wir bleiben hier. Wir schieben Werkzeug zur Seite, fegen einmal durch und suchen uns Materialien aus denen Jens schnell einen Windschutz für unser offenes Domizil baut. Unsere beiden Schlafsäcke werden mit dem Reißverschluss vereint, Wolldecke rein, Taschenlampe besorgt und dann gehts erstmal zur Promenade einen Drink nehmen und aufs Meer schauen. Der Abend wird lang. Nach einem Fischessen sitzen wir mit Thomas und Familie in der Gomera-Lounge zusammen und erzählen bei Wein und Bier. Als fast letzte Gäste verlassen wir die Lounge und verkriechen uns in unserem Schlafsack in der balinesischen Hütte. Zum Glück hat der Wind nachgelassen. Die nahe Straßenlaterne würden wir am liebsten ausschießen, um den Sternenhimmel und Sichtschutz zugenießen. Die Nacht und die Romantik sind kurz um 7.30 Uhr kommen die Arbeiter und legen los. Wir verziehen uns zum Frühstück an die Promenade zum Baden im Meer sind die Wellen heute zu hoch.
Gerade mal eine Nacht weg und wir sehnen uns nach unserem Zuhause. Bus und Schiff fahren nur dreimal täglich und das zur fast selben Zeit. Wir nehmen das Schiff, es umrundet die halbe Insel in knapp einer Stunde, während der Bus quer über die Insel eineinhalb Stunden braucht. Wir genießen es wieder an Bord zu sein, wie angenehm ist unser Leben hier, mit eigener Küche und kompletter Einrichtung. Wir freuen uns, wieder an unsere täglichen Aufgaben gehen zu können. Jens findet hier endlich Ruhe, um eine Videopräsentation der Transartlantico-Ausstellung in Hamburg zu schneiden. Mit Musik und Texten unterlegt ist es eine aufwendige Arbeit, die mehrere Tage dauert. Ich mache mich derweil ans Abheften von Belegen, Bericht und Haushaltsbuch schreiben. So geht die Zeit dahin und nach 9 Tagen im Hafen wünschen wir uns mal eine Abwechslung, eine schöne Ankerbucht vielleicht, viel Natur und dergleichen. Außerdem muss das Unterwasserschiff tauchend kontrolliert und gereinigt werden und das ist angenehmer im Meer als im Hafen und so machen wir die Leinen los und motoren die Küste entlang Richtung Süden.
Welcome in paradise, so begrüßt uns eine hübsche, nackte Litauerin am Eingang zu ihrer Wohnhöhle und bittet uns hereinzukommen und Platz zu nehmen. Vom Schiff aus sahen wir drei oder vier offensichtlich bewohnte Höhlen in der Felswand am Strand. Wir sind neugierig, doch wie können wir mehr erfahren? Wir entscheiden uns für die offensive Variante, packen Wasser, Fanta und Bier ein und steigen in der ortsüblichen Tracht ins Schlauchboot und paddeln an den Strand. Wir liegen in einer großen offenen Bucht und ankern nur 100 m vor dem abgeschiedenen Kiesstrand. Die junge Litauerin erzählt: sie lebt hier seit 3 Monaten mit ihrem Gefährten, der sich nach einer Weile von seinem Lager im hinteren Teil der Behausung erhebt und zu uns setzt. Nach 40 Fastentagen sieht er recht ausgemergelt und alt aus. Auch ohne großes Mobiliar ist die Höhle recht wohnlich, die Deckenwölbung ist mit getrockneten roten und gelben Bougainvillea dekoriert dazu hängen noch Traumfänger, hübsche Ketten und Tücher von Decke und Wänden. Aber sie wollen auch bald weiterziehen und zu Weihnachten nach England fliegen.
Beim Strandspaziergang bei Niedrigwasser finden wir Whirlpools und vielfältige kleine Wasserbassins mit Fischen und Krebsen, echt paradiesisch!
Jens macht sich daran das Unterwasserschiff zu schrubben und den Rumpf vom grünen Algenfilm zu befreien. Leider müssen wir den paradiesischen Ort kurz nach Einbruch der Dunkelheit verlassen. Der Wind und vor allem der Schwell hat zugelegt. Wir schaukeln so hin und her, dass kein Glas mehr auf dem Tisch stehen bleibt und ich seekrank werde. Wir brechen das Kochen unseres Dinners sofort ab, verstauen alles seeklar und fahren zurück in den Hafen.
In San Sebastian ist inzwischen die SY Tamora eingetroffen. Seit Lissabon hatten wir Silke und Dieter nicht mehr gesehen und so gibt es nach dem etwas verspäteten Rouladen-Essen ein fröhliches Wiedersehen und viel leckeren Rotwein.
Am Samstag gehts auf den Markt. Da wir unsere Abfahrt zu den Kap Verden wegen des angesagten Starkwindes um ein paar Tage verschoben haben, kaufen wir nun noch einmal Mal frisches Obst und Gemüse nach. Den eigentlichen Großeinkauf von ungekühltem und daher auch ungekühlt lagerbarem Obst und Gemüse hatten wir bereits eine Woche zuvor auf dem Markt in San Sebastian gemacht. Dieser Einkauf machte großes Vergnügen, weil es eine abwechslungsreiche Auswahl an Obst gab, sondern auch, weil wir dies und Vollkornbrot und leckeren Kuchen auf dem Markt kauften und dabei von der Schweizer bestens auf deutsch beraten wurden.
Während wir uns und die Chiloë in San Sebastian auf unsere erste längere Atlantiketappe vorbereiten, gibt es im Hafen noch zahlreiche Ruderer, die von früh bis spät mit der Vorbereitung ihrer Atlantiküberquerung beschäftigt sind. Atlantic Challenge – die härteste Ruderregatta der Welt – so nennt sich dieses Unternehmen ganz zu recht. Rund 50 Ruderer, darunter 8 Frauen, rudern jetzt von La Gomera nach Barbados. Der helle Wahnsinn in schmalen nur etwa 1m hohen Regattaruderbooten über den Atlantik! Es gibt Einer, Zweier und Dreier, die jeweils mit doppelter Besatzung gefahren werden. Sie machen 3 bis maximal 4 Knoten Fahrt, das bedeutet rund 100 Tage nichts anders als rudern und schlafen. 5000 Kalorien am Tag in Form von Astronautennahrung bildet die Grundlage ihrer Ernährung. Die Boote haben zwar eine gute technische Ausrüstung, aber trotzdem sind sie klein und niedrig wenn sie durch die 2-4 Meter hohen Wellen rudern.
Wenn uns bisher auch meistens Segler mit größeren Schiffen auf Langfahrt begegneten, seitdem wir in Nachbarschaft mit diesen Ruderbooten leben, wissen wir: wir haben ein wunderbar großes bequemes ´Wohnmobil´ mit dem wir reisen. Und auf dem Atlantik sind wir hierdrauf auch sehr gut geschützt und sicher. Im Übrigen: keiner der Segler hier kann sich vorstellen, mit einem Ruderboot über den Atlantik zu fahren. Heute Mittag (Mo 5.12.) ist dann der Start mit großer Verabschiedung von der Mole und vielen Yachten die mit zur Startlinie rausgefahren sind.
Dank unserer verschobenen Abreise zu den Kap Verden gelingt noch ein Treffen mit Freunden aus der Hagen. Und es bleibt nicht aus, dass Sabine und Thomas ein paar Kilo Zusatzladung bekommen. Im Internet bestellte Akkus, Visitenkarten und Bücher und vor allem die ersten extra früh gebackenen Weihnachtsplätzchen von Mutter Ursula werden direkt am Fähranleger beim Umsteigen überreicht. Schön, dass die Beiden dann an ihrem ersten Urlaubstag nochmal quer über die Insel fahren, um uns mit etwas mehr Zeit zu treffen und die Chiloë anzusehen.
Wir wenden uns danach wieder unseren Vorbereitungen zu, beinahe aus den Augen verloren, denn wir wollen ja Morgen auch los. Wie immer gibt es noch tausenderlei Dinge zu erledigen, zu besorgen, zu reparieren, zu telefonieren und die Post muss auch noch raus
800 sm (ca. 1.500 km) sind es bis zu den Kap Verden, da werden wir sicherlich 7 – 8 Tage auf See sein, also bis bald.
8. Bericht: Leben in Essaouira (16.- 19.10.11)
Samstag, November 26th, 2011Wir leben mit den Fischern im Hafen. Die erste Nacht ist äußerst unruhig! Der Schwell treibt uns gut zwei Meter vor und zurück, die Leinen rucken, die Fender quietschen, wir fürchten ums Material. Der Franzose neben uns hat sich an unserem Schiff mit nur kurzen unelastischen Schoten festgemacht. Wir liegen zwischen dem Seenotretter und der französischen Yacht und werden durch ihre ungleichen Bewegungen ordentlich hin und her gezogen. Auf ein Frühstück im Freien verzichten wir gleich am ersten Morgen, ganz entsprechend der ins häusliche Innere orientierten Lebensweise der Marokkaner. Wir hängen fliegen- und blickdichte weiße Stoffe vor den Niedergang und frühstücken im Salon. Wie angenehm, so haben wir mitten im Hafentrubel unsere Privatsphäre. Da Madame nebenan ganz gesprächig ist, stehen an der Reling des Seenotretters immer ein paar Leute herum, schauen was wir treiben und fragen was wir brauchen könnten. Ein junger, nicht zur Besatzung gehörender, Marokkaner ist da besonders aktiv und geschäftstüchtig. Statt nicht vorhandener Dusche bekommen wir ein Hamam, exklusiv für uns allein angeboten, doch Madame vom Nachbarschiff kommt gar nicht von Bord, eine zu schwierige Kletterei und ich verzichte auf dieses Exklusivangebot.
Wir zahlen den stolzen Preis von 24 Euro pro Nacht, ohne Stegzugang, ohne Strom- oder Wasseranschluss. Da ist auch nicht zu verhandeln, es gibt eine staatliche Liste erklärt uns der freundliche Hafenmeister. Den notwendigen Service organisieren unsere Nachbarn vom Rettungskreuzer. Der Franzose braucht Diesel bevor er weiterfährt, es wird ein Marokkaner mit Handkarren organisiert. Kurz entschlossen hänge ich mich dran, Jens muss zur Hafenpolizei, einklarieren. Schnell leeren wir unsere Kanister und dann gehts los. Der Franzose, der Marokkaner mit Handkarren und ich spazieren über die Küstenstraße zur nächsten Tankstelle, tanken (73ct pro Liter) und dann geht die Karawane wieder zurück. Zwei Tage später bekommen wir eine exklusive Extralieferung von unseren hilfsbereiten Nachbarn gereinigter Diesel aus dem Rettungskreuzertank, vom Maschinisten frisch gezapft, 20 Liter für 10 .
Wir atmen auf als die Franzosen Mittags endlich ihre Leinen los machen. Die Schaukelei wird sogleich erträglicher, unsere Leinen und Chiloë entlastet. Jetzt sind wir neben einem einzigen einheimischen Dauerlieger, das einzige Segelboot im vollen Hafen. Vom Kai aus liegen wir klein und versteckt neben unserem großen Schutzboot und genießen es mittendrin zu sein. An Land sind wir Touristen wie es hier viele gibt. Doch hier in unserem schwimmenden Zuhause zu sein, und nicht im 4-Sterne Hotel zu logieren macht doch einen feinen Unterschied. Wenn ich tagsüber vom Landgang zurück an Bord klettere, steht jedes Mal der freundliche Kapitän des Rettungskreuzers an der Reling, streckt seinen Arm aus, um meinen Rucksack heraufzuheben und würdigt meinen Aufstieg die Bordwand rauf an Deck (über Reifenfender und Reling ca. 2,5 m) mit einem anerkennenden Blick. In diesem Moment fühle ich mich gar nicht touristisch. Mit unserer Chiloë im Fischereihafen gehören wir doch auch ein bisschen dazu, zu den Menschen, die hier mit und vom Wasser leben.
Am nächsten Tag wollen wir Einkaufen. Der Maschinist nennt uns einen Supermarkt, wo wir zu ausgewiesenen Preisen einkaufen können. Auch wenn uns das nicht wichtig scheint, es ist doch angenehm nicht jeden Preis aushandeln zu müssen. Der Supermarkt liegt hinter der Medina, ein Stück außerhalb. Das Taxi kostet 60 Dirham (60 ct), sagt der Maschinist, wir sind gut informiert und steigen direkt im Hafengelände ins Taxi zum Supermarkt. Es klappt wie geplant und wir sind am anderen Ende der Stadt. Auf der breiten vierspurigen Ausfallstraße fahren neben Taxis hauptsächlich Pferdekutschen, die hatten wir bisher noch nirgendwo gesehen.
Und je weiter wir uns vom Zentrum entfernen, desto mehr werden es. Kurz vor dem Supermarkt ist ein Droschkenplatz, da stehen zig davon wir staunen und gehen erst mal einkaufen. Der Supermarkt bietet zahlreiche vertraute Produkte, Haribo, bekannte Pastamarken u.a. Wir kaufen verpackte Lebensmittel, Fleisch, marokkanische Apfelsinen und etwas Gemüse, verstauen es in unseren Rucksäcken und ziehen los. Nach einigen Schritten ist klar wir sind am Stadtrand gelandet. Hier kommen Touristen normalerweise nicht her. Wozu auch? Wir lassen die Taxis an uns vorbei fahren und gehen durch die Mittagshitze zum Droschkenplatz, mal gucken.
Die Pferdekutschen sind die Taxis der Einheimischen, keine Touristenattraktion wie sonst in der Welt. Jens fragt nach Preisen, 250 Dirham. Ich Marokko erfahren (eine vierzehntägige Rundreise :-)) protestiere viel zu teuer! Wir schlendern ein bisschen rum, handeln weiter und schließlich fahren wir für 150 Dirham zurück zum Zentrum. Alle Kutschen sind individuell bemalt, mit Spiderman und anderen Motiven, den mageren Pferden ist eine Futtertasche vors Maul gehängt, sie haben offensichtlich ein karges Leben.
Nach wenigen Metern fahren die Kutschen von der Asphaltstraße ab und wir kommen durch ein ganz anderes Essaouira. An der Staubstraße liegen Autowerkstätten, kleine Handwerksbetriebe, Schreinereien und eine Gerberei. Wir staunen und können während der holprigen, uns viel zu schnellen Kutschfahrt gar nicht lange genug gucken, geschweige denn fotografieren. Es ist wunderbar, bei jeder Aktivität in dieser Stadt entdecken wir ein anderes Essaouira. Am liebsten wären wir nochmal mit der Kutsche hin und her gefahren, aber unsere Lebensmittel müssen an Bord.
Direkt am Hafen gibt es, neben einem Reparaturslip auch eine Werft (ein open air Gelände) die nagelneue Fischkutter aus Holz bauen; den Kiel aus Eiche, die Spannten aus Eukalyptus und die Beplankung aus Teak. Die großen Kutter (ca. 25m lang) sind für Sardinen (bis zu 5 Tonnen), die kleineren, ca. 1218m lang, sind für die großen Fische (Thunfisch, Schwertfisch etc.). Es dauert ein Jahr von der Kiellegung bis zur Fertigstellung. Wir staunen vor allem, dass sie aus Holz sind, denn die alten im Hafen sehen alle total verrostet aus!
Bei den kleinen Booten kann man an der Farbe erkennen welche Fische sie fangen, die blauen sind hier z.B. für den Sardinenfang.
Schon lange vor dem Einlaufen der Kutter versammeln sich große Menschentrauben auf der Kaimauer. Kühl-LKWs, Händler, Restauranteinkäufer und Privatverbraucher bilden eine bunte Menge, die manchmal stundenlang warten und palavern. Dazwischen vermummte alte Frauen mit Eimern oder Taschen, die blitzschnell jene Fische aufsammeln, die beim Verladen auf den Boden fallen.
Die drei Tage kommen uns vor wir ´ne ganze Woche. Doch wir wollen weiter zu den Kanaren und die Liegegebühren sind hier recht teuer. Noch bis zuletzt laufen wir mit dem Fotoapparat die Stadtmauer entlang durch die Medina, zu Ecken die wir erst am Vorabend entdeckten. Kaum zurück an Bord drängt die die Zeit. Ein Katamaran und eine weitere Yacht kommen in den Hafen und alle müssen hier längsseits ins Päckchen, da sehen wir zu, dass wir wegkommen. Wir nehmen Abschied von der freundlichen Besatzung des Rettungskreuzers (der Käptn hatte uns noch schnell ein paar Scampis vom Fischmarkt besorgt) und fahren mit ein bisschen Wehmut los. Gern wären wir noch ein wenig geblieben, doch mit einem 7 Meter breiten Katamaran und einer weiteren Yacht an unserer Seite (und immer noch Schwell im Hafen), gefiel uns dieser Platz dann doch nicht mehr.